Von der Republik zu Diktatur. Die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus (Geschichte im Archiv 6)
Herausgegeben von Margret Lemberg

Einführung

Noch stärker als im Kaiserreich, als Hessen-Nassau eine der Provinzen des Königreichs Preußen war [Dokument 1],
ist die Geschichte des nördlichen Hessen in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus nicht von der allgemeinen Entwicklung im Deutschen Reich zu trennen. Das Leid der Menschen durch Krieg, Gefangenschaft [Dokument 2], mangelnde Nahrung und fehlende Heizung [Dokument 3] bestimmte den Alltag im Winter 1918/19. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, weshalb die revolutionären Aktionen der Arbeiter- und Soldatenräte im November 1918 in den meisten hessischen Städten relativ undramatisch verliefen [Dokument 5, 6].

In den ersten Jahren der Weimarer Republik trat zu dem Mangel an Nahrung und Wohnraum noch eine allgemeine Arbeitslosigkeit, die in den Industriezentren durch die Umstellung von der Kriegswirtschaft zur Friedensproduktion und zusätzlich durch großen Rohstoffmangel bedingt war (Demonstrationen der Erwerbslosen). Zurückgekehrte Kriegsteilnehmer und die durch die Verringerung des Heeres entlassenen Berufssoldaten strömten auf einen Arbeitsmarkt, der den Problemen nicht gewachsen war. Die galoppierende Geldentwertung mit dem Verlust aller Ersparnisse wirkte sich besonders stark in den Städten aus, die wie z.B. Marburg arm an Industrie waren und deren Bewohner zu einem großen Teil von Kapitalerträgen, von Renten und Pensionen lebten. Die antirepublikanische Tendenz dieser Bevölkerungsgruppen wurde in den Anfangsjahren von den bürgerlichen Rechtsparteien aufgefangen.

Der Kapp-Putsch 1920 [Dokument 8] fand auch im nördlichen Hessen ein schnelles Ende, nur in Kassel kam es am 18. März 1920 zu gewalttätigen Tumulten. Spektakulär hingegen waren zwei Ereignisse, die Reaktion auf den Rathenau-Mord [Gesetz vom 11.8.1922] und die Niederschlagung republikfeindlicher Revolten: Ab 1919 erschienen mit Erlaubnis der Regierung Anzeigen zur Freiwilligenwerbung im gesamten nördlichen Hessen. Als die Reichsregierung ehemalige Kriegsteilnehmer zur Niederschlagung republikfeindlicher Revolten in Thüringen aufrief und ein Korps von Freischärlern, das überwiegend aus Marburger Studenten bestand, 15 Arbeiter "auf der Flucht" erschoß, war die politische Öffentlichkeit von links bis rechts erregt [Dokument 9].

Trotz dieser Sorgen um die nackte Existenz [Dokument 10, 14, 15, 16] und der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Politik in Berlin wurden einige Gesetze in weiten Kreisen als nötig und als wesentliche Verbesserung empfunden, so die Gesetze über die Jugendpflege und Jugendwohlfahrt und die, die sich mit der Erziehung und Bildung der Jugend befaßten [Dokument 12, 13]. Als Folge lassen sich Reformbemühungen auf vielen Gebieten feststellen: Jugendbewegung, Reformschulen, Ausbildung der Mädchen, Berufsschulen auch auf dem Land, Berufstätigkeit der Frauen usw. Auch auf dem Gebiet der Kultur versuchten die Kommunen neue Wege zu gehen und theaterfremde Gruppen durch Aufführungen unter freiem Himmel zu erreichen [Dokument 17, 18].

Während die außenpolitische Isolierung langsam überwunden werden konnte (Rapallo, Locarno), verstärkte sich zu Anfang der Dreißiger Jahre nach der Weltwirtschaftskrise der Kampf von rechts und links gegen die ungeliebte Republik, und linke und rechte Gruppierungen lieferten sich Schlachten auf der Straße und im Saal [Dokument 19, 20]. Die Gemeinden organisierten Arbeitseinsätze für gemeinnützige Projekte, um einer Radikalisierung vorzubeugen. Die Wahlen zum Reichstag zeigten das Anwachsen der NSDAP im nördlichen Hessen besonders kraß, da in dieser Region der Antisemitismus durch die sogenannte Böckel-Bewegung schon eine Tradition hatte [Dokument 21, 22].

Die Gleichschaltung nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten erfaßte alle Institutionen und Gruppierungen [Dokument 23, 24, 25, 26, 27]. Wer sich zu widersetzen versuchte, bekam die Macht des Staates zu spüren. Die Beseitigung jeder Opposition läßt sich in den Rathäusern genauso nachweisen, wie bei der Schließung von Zeitungen und den Häusern der Gewerkschaften [Dokument 28, 29, 30, 33]. Einige Institutionen - so die evangelische Kirche - wurden besonderer Kontrolle unterworfen; das traf mutige Pfarrer in Stadt und Land, Studenten der Theologie wie deren Professoren [Dokument 36, 37, 38, 39].

Die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 (Kassel 19. Mai 1933) zeigten, daß sich besonders die studentische Jugend von der Ideologie hatte erfassen lassen [Dokument 31]. Jeder Widerstand wurde unterdrückt, selbst die Organisationen im Untergrund waren ab 1934/35 nahezu zerschlagen. Ein Ereignis, das auch in der deutschsprachigen Presse des Auslands als Zeichen einer Unzufriedenheit der konservativen Kreise interpretiert wurde, stellte der Festvortrag des Vizekanzlers von Papen dar, den er im Juni 1934 vor dem Marburger Universitätsbund hielt [Dokument 34, 35]. Der Verfasser dieser kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie, Edgar J. Jung, wurde am 30. Juni 1934 in Oranienburg ermordet.

Wie stark der nationalsozialistische Staat die Heranwachsenden zu beeinflussen verstand, läßt sich nicht nur anhand der Jugendorganisation der Hitlerjugend demonstrieren, sondern auch durch die Einführung des Pflichtjahrs oder durch die Veränderung der Lehrpläne der Schulfächer und die Kontrolle der Lehrer [Dokument 43, 44, 45, 46, 47, 48]. Ebenso aufmerksam verfolgte die Parteiführung das Verhalten der Studenten und Professoren [Dokument 41-42].

Die Rassenlehre [Dokument 49], die mittels der Lehrbücher als pseudowissenschaftlicher Lehrstoff verbreitet wurde, wurde in den psychiatrischen Krankenhäusern unseres Raums genauso in die Tat umgesetzt [Dokument 59], wie alle Gemeinden im nördlichen Hessen die zahlreichen Gesetze gegen die jüdischen Mitbürger befolgten: vom Gebot, nicht in jüdischen Geschäften zu kaufen [Dokument 50, 51, 52], keine jüdischen Ärzte und Rechtsanwälte zu konsultieren, über die Schließung der jüdischen Heime und Schulen, den von Berlin aus organisierten Synagogenbränden [Dokument 53, 54, 55, 56] bis zur Deportation [Dokument 57]. Menschen aus eroberten Gebieten wurden als Fremdarbeiter in der Rüstungsindustrie ausgebeutet [Dokument 63, 64].

Obgleich die Kontrolle der Bevölkerung [Dokument 60, 61] und die Beeinflussung durch gelenkte Zeitungen und durch das Rundfunk-Einheitsprogramm der "Volksempfänger" nahezu total war [Dokument 62], existierte bei den Behörden die ständige Angst, daß die Bevölkerung ungeschminkte Informationen aus dem Ausland erhalten könnte. Die Suche nach abgeworfenen Flugblättern beschäftigte im Kriege die unteren Behörden täglich [Dokument 65, 66].

In den letzten Kriegsjahren versuchten die NS-Organisationen, durch Kundgebungen und Zeitungsberichte eine Durchhaltestimmung zu erzeugen [Dokument 67]. Doch die vielen Kriegstoten, die Luftangriffe (besonders verheerend war ein Angriff auf Kassel am 22. 10. 1943; [Dokument 68, 69, 70], die Flüchtlinge und die Probleme des Alltags sprachen eine andere Sprache, so daß die amerikanischen Soldaten, die Ende März 1945 das nördliche Hessen besetzten, auf keinen Widerstand der Bevölkerung stießen [Dokument 71].

Weimarer Republik und NS-Zeit

Politische Karte von Hessen 1866 - 1918
Politische Karte von Hessen 1866 - 1918
Politische Karte von Hessen 1866 bis 1918.
Verkleinern
Auszüge aus zwei Briefen eines Soldaten an seine Frau von der Westfront vom 8. August 1917 und aus britischer Gefangenschaft vom 27. Juli 1919

Briefe eines Familienvaters von der Westfront (August 1917) und aus englischer Kriegsgefangenschaft (Juli 1919) an seine Frau.


Auszüge aus zwei Briefen eines Soldaten aus dem Jahre 1917 und dem Sommer 1919 an seine Frau


8. August 1917 [an der Westfront]

[...] Man hat zu nichts mehr Lust, alles ekelt einen an. Der Krieg geht eben zu lange und so gar keine Aussichten auf irgendwelche besseren Zeiten. Man munkelt schon wieder von einer Ablösung. Wer weiß, wo es dann wieder hin geht. Daß man so gar kein Verständnis hat in den oberen Kreisen für Frieden. Dabei ist doch am Ausgang des Krieges nicht mehr zu zweifeln und kostet doch nur ungeheures Blut und wie manches Leid wird noch über so manche Familie kommen. [...] Dazu kommt noch das schlechte Wetter hier, jeden Tag Regen. Und dann ein Schmutz, man kann keinen Schritt gehen, ohne daß man Stiefel anzieht. Dazu kommt noch so mancherlei Ärger. Heute haben sie mir ein Paar Strümpfe gestohlen. [...] Bei der Division, wo wir versorgt waren, gab es in den 6 Tagen nur 5 mal Rüben, dazu am letzten und vorletzten Tag Brot, wo man noch das reine Stroh daran fand. Dasselbe muß zu mindestens 50% Strohmehl enthalten haben. Man kommt sich manchmal so gar nicht mehr als Mensch vor.


27. Juli 1919 [aus britischer Kriegsgefangenschaft]

[...] Noch immer ist keine Aussicht vorhanden, daß wir wieder nach Hause kommen. [...] Ich habe keine Hoffnung mehr, daß es so bald sein wird. Vor Oktober rechne ich auf keinen Fall, glaube sogar, daß wir noch Weihnachten hier sitzen und warten werden, bis es unserer Regierung vielleicht gefällig sein wird, sich um uns zu kümmern. Die alte Regierung hat uns 4 Jahre was vorgemacht und die neue lügt noch mehr als die alte. Jedenfalls kommt eine Rückkehr der Gefangenen, ehe der Friede nicht von 3 Mächten ratificiert ist, überhaupt nicht in Frage. Du wirst ja nun wissen, was Du zu glauben hast. Jedenfalls ist alles, was die Zeitungen im Auftrag der Regierung über die Rückkehr der Gefangenen bisher geschrieben haben, Schwindel. Unserer Regierung liegt bei den gegenwärtigen Verhältnissen gar nichts daran, 800 000 Menschen mehr im Lande zu haben. Dies ist der Dank des Vaterlandes.

[Der Soldat wurde Ende Oktober 1919 aus der englischen Gefangenschaft entlassen.]


Verkleinern
Auszug aus dem Bericht des Regierungspräsidenten Graf von Bernstorff an Kaiser Wilhelm II. über die politische, soziale und wirtschaftliche Situation im Regierungsbezirk Kassel, 27. April 1918
Bericht des Regierungspräsidenten in Kassel an Kaiser Wilhelm II. vom 27. April 1918.

Ausschnitt aus den Zeitungsberichten des Regierungspräsidenten in Kassel, Graf von Bernstorff, an Seine Majestät 1867-1918

Aus dem Bericht vom 27. April 1918:

[...] Auch hier in Kassel fand in den letzten Tagen des Januar ein von Unabhängigen Sozialdemokraten hervorgerufener Demonstrationsausstand statt, der aber nach drei Tagen beendet war, nachdem die Arbeiter und insbesondere die Gewerkschaftsführer eingesehen hatten, daß solches Treiben nur den entgegengesetzten Erfolg [...] hatte. [...]

Im Gegensatz zu den äußeren politischen Verhältnissen waren die inneren leider wenig geeignet, die einmütige Haltung der Bevölkerung zu fördern. Der zweimalige Kanzlerwechsel, die Friedensresolutionen der Mehrheitsparteien des Reichstags und die hiergegen auftretende Agitation der neugegründeten Vaterlandspartei und der Alldeutschen mußten Zwietracht gerade in der reichstreuesten Bevölkerung säen und Zweifel hervorrufen. [...]

Neben den Ernährungsschwierigkeiten lastet auf der Bevölkerung zur Zeit die ungewöhnliche Teuerung, [...] sowie die Bekleidungsfrage, insbesondere hinsichtlich der Schuhversorgung. [...] Die größeren Städte und Industrieorte sehen mit Besorgnis der steigenden Wohnungsnot entgegen. [...] Die Stadt Kassel hat deshalb in städtischen Gebäuden Wohnungen einrichten müssen. [...]

In der Textilindustrie mußten wegen des eingetretenen Mangels an Rohstoffen weitgehende Änderungen vorgenommen werden, um durch Ersatzstoffe den großen Bedarf an Wolle, Baumwolle, Hanf, Flachs und Jute zu ersetzen. An erster Stelle unter den Ersatzstoffen steht die Zellulose, das Papiergarn. Eifrigem Bemühen gelang es, die bereits in Friedenszeiten vorbereiteten Spinnversuche zu vervollkommnen, und es ließ sich aus dem Papiergarn mit der Zeit ein Gewebe herstellen, das als Ersatz für Baumwolle und Leinengarn Verwendung gefunden hat. [...]

Verkleinern
Notgeldscheine hessischer Städte aus den Jahren 1918–1920
Notgeldscheine hessischer Städte aus den Jahren 1918–1920
Notgeldscheine hessischer Städte aus den Jahren 1918-1920.
Verkleinern
Zwei Aktenvermerke des Marburger Bürgermeisters Troje über die Aktionen des Soldatenrats in Marburg und über die Magistratssitzungen, 10. November 1918
Zwei Aktenvermerke des Marburger Bürgermeisters Troje über die Aktionen des Soldatenrats in Marburg und über die Magistratssitzungen, 10. November 1918
Zwei Aktenvermerke des Marburger Bürgermeisters Troje über die Aktionen des Soldatenrats in Marburg und über die Magistratssitzungen, 10. November 1918
Zwei Aktenvermerke des Marburger Bürgermeisters Troje über die Aktionen des Soldatenrats in Marburg und über die Magistratssitzungen, 10. November 1918

Vermerk des Marburger Bürgermeisters Troje über die Aktionen des Soldatenrats am 10. November 1918.

Aktionen des Soldatenrates in Marburg im November 1918

Marburg (Lahn) Rathaus
Vermerk 10.11.[19]18

Heute früh kurz nach 5 Uhr meldete mir der Polizei-Kommissar Knauff, daß diese Nacht das Rathaus von Soldaten des aufständischen Soldatenrats besetzt sei. In der Stadt sei alles ruhig und Ordnung werde gehalten.

Am Nachmittag vorher war schon gemeldet, daß Frau Dresler geklagt habe, daß sie den Soldaten rote Bändchen verkaufen müsse. Um 7 Uhr morgens begab ich mich nach Anmeldung zum Rathaus. Am Eingang der Marktstraße befand sich schon ein Posten, ebenso vor dem Rathaus, in dessen Polizeilokal neben unserem Polizeibeamten Jäger lagen. Ein Maschinengewehr stand am Brunnen. Ich begab mich auf mein Amtszimmer, wo um 7 1/2 die Oberjäger Hermann und Keilich erschienen als Vertreter des Soldatenrats. Sie erklärten: Dieser sei von Angehörigen des Bataillons begründet, ehe er von der Marine hier eingerichtet würde. Die Bedingungen ständen fest und seien von dem stellvertr. Kom[mandierenden] General unterschrieben. Plündern u. Raub würden mit dem Tode bestraft. Freiheit, Leben u. Eigentum gewährleistet. Magistrat u. Polizeiverwaltung hätten im Einvernehmen mit dem Soldatenrat zu arbeiten. Patrouillen der Stadtwehr seien nicht nötig, vielmehr übernähmen diese Polizei und Soldaten. Ein Aufruf mit den Bedingungen werde alsbald vorgelegt werden.

Um 8 1/4 wurde von der Wache die Rote Fahne auf dem Rathaus gezogen (Wimpel), der Adjutant des Bat. bestätigte die Bildung des Soldatenrats.

beglaubigt
Troje


Vermerk 10.11.[19]18
Betr. die beiden Mag. Sitzungen vom Vorm. 9 1/4 und Nachm. um 3 Uhr

In der Sitzung um 9 1/4 gab die überwiegende Mehrzahl ihre Ansicht dahin kund, daß man sich der Gewalt fügen müsse, um Blutvergießen zu vermeiden. Im Übrigen solle versucht werden, einen Text für die mitzuunterzeichnende Erklärung des Soldatenrats zu erhalten, welcher den Magistrat u. die Pol[izei] Verwaltung diesem nicht unterstellt.

In der Sitzung um 3 Uhr wurde von mir berichtet, daß die Oberjäger Hermann, Weber, Bernhardt um 3/4 1 Uhr mir die gedruckt anliegende Erklärung vorlegten, jedoch mit dem Zusatz militärischer und polizeilicher Gewalt. Dieser Zusatz sei im Einverständniß der 3 Vertreter gestrichen und sodann die Erklärung durch "Der Magistrat Troje" links unterzeichnet, rechts vom Soldatenrat.

Der Magistrat billigte das Verfahren.

Beglaubigt
Troje


10.11. [19]18 Vermerk: Stadtrat Pörsch teilte mit, daß er u. Erdenberger vielleicht zu Soldatenrats-Mitgl. vorgeschlagen würden. Pörsch ist gebeten, dafür einzutreten und den betr. zu übermitteln, daß der Studenten-Aussch. etwa 2 Stimmen im Sold. Rat zu haben wünscht. Tr.


Arbeiter- und Soldatenrat.
a. Vertreter des Batallions:

Vorsitzender: Jäger Poersch
Jäger Erdenberger
Jäger Gisler,
Jäger Weishaupt,
Vizefeldw. Hermann.


b. Vertreter des Lazarettes: Landst[urmmann] Strathen
c. " der Studentenschaft: Steindorf
d. " " Arbeiterschaft: Schreiner Rösler
e. " " Bürgerschaft: Schreinermstr. Rose
f. " " Bahnhofskommandantur: Oberjäger Fischer.

Verkleinern
Plakatanschlag mit Aufruf des Soldatenrats an die Bürger Marburgs, 10. November 1918
Plakatanschlag mit Aufruf des Soldatenrats an die Bürger Marburgs, 10. November 1918
Plakatanschlag mit Aufruf des Soldatenrats an die Bürger Marburgs, 10. November 1918
Plakatanschlag mit Aufruf des Soldatenrats an die Bürger Marburgs, 10. November 1918

Aufruf des Soldatenrats an die "Bürger Marburgs" vom 10. November 1918.

Verkleinern
Titelblatt einer Broschüre des Hessischen Volksbundes und Aufruf des Hessischen Volksbundes mit Propagandierung der Bildung von Großhessen, Dezember 1918
Titelblatt einer Broschüre des Hessischen Volksbundes und Aufruf des Hessischen Volksbundes mit Propagandierung der Bildung von Großhessen, Dezember 1918
Titelblatt einer Broschüre des Hessischen Volksbundes und Aufruf des Hessischen Volksbundes mit Propagandierung der Bildung von Großhessen, Dezember 1918
Titelblatt einer Broschüre des Hessischen Volksbundes und ein Aufruf desselben Vereins vom Dezember 1918, der die Idee der Bildung eines Landes "Großhessen" in Anknüpfung an die Landgrafschaft Philipp des Großmütigen im 16. Jahrhundert vertrat. Andere Vorstellungen einer Neuordnung der Landesgrenzen existierten im Rhein-Main-Raum.
Verkleinern
Sonderblatt der Hessischen Landeszeitung über den Kapp-Putsch, März 1920
Sonderblatt der Hessischen Landeszeitung über den Kapp-Putsch, März 1920
Sonderblatt der "Hessischen Landeszeitung" zum sogenannten Kapp-Putsch.




Verkleinern
Darstellung der Erschießung von 15 Arbeitern durch ein Marburger Studentenkorps in Mechterstädt am 25. März 1920 aus der Sicht des Marburger Historikers Hellmut Seier, 1980

Die Darstellung der Geschehnisse in Mechterstädt aus der Sicht des Historikers Hellmut Seier, Marburg.


Die Erschießung von 15 Arbeitern durch ein Marburger Studentenkorps in Mechterstädt

Immerhin hatte Marburg schon einmal Erfahrungen gesammelt mit dem Versuch, sich gegen Extremismus von links auf die Studentenschaft zu stützen. Diese Erfahrungen luden nicht zur Wiederholung ein. Sie lagen zwei Jahre zurück, aber die Erinnerung daran trennte die Bürgerschaft noch immer in Pro und Contra. Dabei hatten sich die fraglichen Ereignisse gar nicht in Marburg abgespielt, sondern bei Mechterstädt, einem kleinen Ort in Thüringen.

Es hatte damit folgendes auf sich. Im September 1919 war das "Marburger Studentenkorps" gebildet worden, eines jener Freikorps, die auf Wunsch von Reichswehr und SPD-Führung helfen sollte, die Republik zu schützen. Das Marburger Korps unterstand dem XI. Armeekorps in Kassel, umfaßte zwei Bataillone und wurde Ende März 1920 in Thüringen eingesetzt, um "spartakistische Unruhen" bekämpfen zu helfen, in die dort der Widerstand gegen den Kapp-Putsch mündete. Ein Kommando des 1. Bataillons, alles rechtsgerichtete Studenten, erschoß dabei in der Nähe von Mechterstädt fünfzehn unbewaffnete Arbeiter, die zu einem Gefangenentransport gehörten und verdächtigt wurden, Übergriffe begangen zu haben oder Rädelsführer zu sein. Es erschoß sie an einem nebligen Morgen bei einem Fluchtversuch - so jedenfalls stellten es die Schützen später dar, und die Gerichte, vor denen sie sich verantworten mußten, glaubten es ihnen, obgleich mancherlei Umstände gegen sie sprachen. Es gab keine nichtakademischen Augenzeugen. Daß es überhaupt zur strafprozessualen Prüfung kam, war das Verdienst einer Kompanie des 2. Bataillons, der sogenannten "Volkskompanie", die einige Tage später gleichfalls nach Thüringen verlegt wurde und von den Vorfällen erfuhr. Diese Kompanie stand unter der Führung des Marburger Theologieprofessors und Hauptmanns d.R. Heinrich Hermelink. Ihr gehörten, neben Nichtakademikern, in der Mehrzahl linksorientierte Studenten, darunter die angehenden Juristen Gustav Heinemann und Ernst Lemmer, an. Lemmer vor allem drang auf volle Aufklärung, darin neben anderen nicht zuletzt von dem Völkerrechtler Walter Schücking unterstützt, der ihm zu Reichwehrminister Geßler, dem Nachfolger Noskes, den Zugang öffnete. Die Strafverfahren endeten mit Anstoß erregenden Freisprüchen. Die durch Mechterstädt ausgelöste Spannung zwischen dem Studentenkorps und der Volkskompanie aber hielt lange an und hinterließ ein Trauma, das Lehrkörper und Korporationen, Studentenschaft und Bürgerschaft spaltete - eines derjenigen Phänomene, die dem Radikalisierungsprozeß in der Stadt eine unverwechselbare Atmosphäre gaben.

Das Trauma von Mechterstädt erklärt mit, weshalb die Stadtverwaltung wenig Neigung zeigte, sich bei späteren Konflikten auf die Studentenschaft zu stützen. Es trägt aber auch zur Erklärung des spezifischen Marburger Rechtstrends bei. Denn wie immer man sich stellte zu Mechterstädt, wie unübersehbar hier bei Jungakademikern mit elitärem Anspruch zumindest eine Böses verheißende Verbindung von Rechtsradikalität und Brutalität zu Tage getreten war - es stand doch auch fest, daß das Studentenkorps in Kenntnis seiner politischen Verbindung von sozialdemokratisch geleiteten deutschen und preußischen Ministerien gefördert und daß sein Einsatz von der Reichswehr organisiert und geleitet worden war. An der nachträglichen Distanzierung der Berliner Behörden nahmen viele Marburger Anstoß, auch wenn sie die Erschießung nicht billigten. [...] So bewirkte das Trauma bei einem Teil der Einwohnerschaft eher Solidarität als Abkehr.

Indessen ging die Solidarität nicht so weit, daß sie der tragende Pfeiler politischer Kooperation in der entstehenden rechtsradikalen Bewegung hätte werden können. Der Marburger Nationalsozialismus ist ohne konkreten Zusammenhang mit innerstädtischen Nachkriegskonflikten und auch nicht durch Zusammenwirken von Studentenschaft und Kernbevölkerung entstanden.


Verkleinern
Zwei Rundschreiben der amerikanischen Quäker an die Kinder und die Mütter Deutschlands im September 1920 und Berechtigungsschein eines Schülers für Essen vom 31. März 1921
Zwei Rundschreiben der amerikanischen Quäker an die Kinder und die Mütter Deutschlands im September 1920 und Berechtigungsschein eines Schülers für Essen vom 31. März 1921
Zwei Rundschreiben der amerikanischen Quäker an die Kinder und die Mütter Deutschlands im September 1920 und Berechtigungsschein eines Schülers für Essen vom 31. März 1921
Die Kinderhilfsmission der religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) von Amerika versorgte auch die Kinder im nördlichen Hessen. Ein Berechtigungsschein vom März 1921 und ein Rundschreiben an die Mütter vom September 1920.
Verkleinern
Plakat mit Wahlaufruf für Hindenburg als Reichspräsident, 1925 und 
Wahlergebnis des 2. Wahlgangs der Wahl des Reichspräsidenten, 1925
Plakat mit Wahlaufruf für Hindenburg als Reichspräsident, 1925 und Wahlergebnis des 2. Wahlgangs der Wahl des Reichspräsidenten, 1925
Erst im zweiten Wahlgang zur Wahl des Reichspräsidenten 1925 wurde Hindenburg als Kandidat aufgestellt und zum Nachfolger des Reichspräsidenten Friedrich Ebert gewählt.
Verkleinern
Auszüge aus den Artikeln der Weimarer Verfassung zu Erziehung und Bildung der Jugend und aus dem Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt, 1922
Auszüge aus den Artikeln der Weimarer Verfassung zu Erziehung und Bildung der Jugend und aus dem Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt, 1922
Die Weimarer Verfassung beschäftigte sich ausführlich mit der Jugendpflege. Hier sind in Auszügen die Artikel zur Erziehung und Bildung der Jugend und das Reichsgesetz für die Jugendwohlfahrt abgebildet.
Verkleinern
Verordnung des preußischen Wissenschaftsministers über die Einrichtung von Arbeitsschulen, 9. April  1921
Verordnung des preußischen Wissenschaftsministers über die Einrichtung von Arbeitsschulen, 9. April 1921
Auch im nördlichen Hessen gründeten sich Reformschulen, oder vorhandene Anstalten im Geiste der Reformpädagogik erhielten allgemeine Anerkennung. Das amtliche Schulblatt vom Mai 1921 vertrat besonders die Idee einer gemeinsamen Arbeit in einer Werkstatt, damit die Schüler zu Sorgfalt und Rücksichtnahme im Sinne der "Arbeitsschule" erzogen würden.
Verkleinern
Notgeldscheine und Gutscheine aus Ziegenhain, Marburg und Kassel, 1923
Notgeldscheine und Gutscheine aus Ziegenhain, Marburg und Kassel, 1923
Notgeldscheine und Gutscheine aus Ziegenhain, Marburg und Kassel, 1923
Die Inflation wirkte sich in den industriearmen kleinen Städten des nördlichen Hessen verheerend aus. Hier hatten viele Menschen von ihren Kapitalvermögen gelebt. Die Abbildung zeigt Notgeld und Gutscheine aus dem Jahr 1923 aus Ziegenhain, Marburg und Kassel.
Verkleinern
Auszug aus einem Zeitungsartikel der Oberhessischen Zeitung über die Wanderarbeitsstätte in Marburg, 20. Mai 1926

Auszug aus einem Artikel der "Oberhessischen Zeitung" vom 20. Mai 1926, in dem diese versucht, ihren Lesern die Einrichtung der "Wanderarbeitsstätten" zu erklären.


Wanderarbeitsstätte

Sehr vielen Bewohnern der Stadt Marburg ist es noch nicht bekannt, welche Tätigkeit und Fürsorge die in hiesiger Stadt sich befindende Wanderarbeitsstätte entfaltet. [...]

Die Inflationszeit mit ihren Folgeerscheinungen hat einer riesigen Menge gelernter und ungelernter Arbeiter den Erwerb und somit das Brot genommen. Erschreckend groß sind die Zahlen der Arbeitslosen, und ist es da ein Wunder, wenn Tausende deutscher Männer ihren Heimatort verlassen? Das Bild wandernder Menschen auf der Landstraße ist eine genaue Skala des Wirtschaftslebens und steht im proportionalen Verhältnis zu diesem selbst. Mancher Uneingeweihte ist traditionell gewohnt, dieses wandernde Elend als soziale Plage zu bezeichnen. [...] Bequem ist es den Gedanken nicht weiter zu verfolgen, woher kommen diese Wanderer, wohin gehen sie und was wird wohl aus ihnen? [...]

Da helfen ihm dann die Wanderarbeitsstätten. [...] Hier findet er gegen entsprechende Arbeitsleistung Unterkunft, Verpflegung und auch freie Eisenbahnfahrt bis zur nächsten Wanderarbeitsstätte und braucht vor allen Augen nicht zu betteln. [...] Durch den gelinden Zwang, von Wanderarbeitsstätte zu Wanderarbeitsstätte zu reisen, bis eine Unterbringung in feste Arbeitsverhältnisse möglich ist, soweit der Wanderer über ordnungsmäßige Papiere verfügt, wird die Bevölkerung vor Überschwemmung mit Bettlern bewahrt. [...]

Einige Zahlen der Wanderarbeitsstätte Marburg sollen nur ein kleines Bild zeigen.

Vom April 1925 bis 31. März 1926 nahmen 2.393 Wanderer die Wanderarbeitsstätte Marburg in Anspruch. Von diesen Wanderern waren 1.345 gelernte Arbeiter und 1.048 ungelernte Arbeiter. Diesen 2.393 Wanderern wurde für 7.277 volle Tage Verpflegung verabfolgt. Ein Tag kostet im Durchschnitt ungefähr (Heizung, Beleuchtung, Unterkunft mit einbegriffen) Mk. 1,50. Ein großer Teil der Wanderer - d.h. diejenigen, die zur Wanderarbeitsstätte Kassel marschieren - wurde von Kirchhain bis Kassel mit der Bahn transportiert. Auch diese Kosten muß die Wanderarbeitsstätte tragen. [...] Hinzu kommen noch die Kosten, die die Stadt Marburg hat, g[enannt] s[eien] Reinigungs-, Kranken- und Bekleidungskosten. Letztere werden zum größten Teil von der Wanderarbeitsstätte selbst getragen, denn gegen Arbeitsleistung gibt dieselbe Schuhe, Röcke, Hosen, Unterwäsche usw. ab. Doch ist dies unmöglich, wenn die Bevölkerung nicht mithilft, indem Sachen gespendet werden. [...] Die Wanderarbeitsstätte ist ein Prüfstein der Arbeitswilligkeit des Wanderers. Hier sieht man, ob der Wanderer arbeiten will oder nicht. Treu dem Grundsatz: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, soll, muß und wird gehandelt. [...]



Verkleinern
Plakat der Wanderarbeitsstätte des Kreises Marburg, 1926
Plakat der Wanderarbeitsstätte des Kreises Marburg, 1926
In den "Wanderarbeitsstätten" wurde versucht, umherziehende Arbeitslose wieder an Arbeit zu gewöhnen, sie einzugliedern.
Verkleinern
Historische Fotografie einer Veranstaltung auf der Freilichtbühne im Marburger Stadtpark (heute Schlosspark)
Historische Fotografie einer Veranstaltung auf der Freilichtbühne im Marburger Stadtpark (heute Schlosspark)
Die demokratischen Regierungen strebten neben der Reform des Schulwesens auch eine Förderung künstlerischer Bestrebungen an, die für jedermann anziehend sein sollten, wie Ausstellungen und Festspiele unter freiem Himmel. In Marburg waren Dr. Fritz Budde als der Anreger und Organisator und Fräulein Pfeffer als Verfasserin der Textbücher erfolgreich tätig. Die Abbildung zeigt die Bühne im Stadtpark (= Schloßpark), wie sie in etwa heute noch existiert.
Verkleinern
Auszug aus dem Beschlussprotokoll des Verkehrsausschusses über die Marburger Festspiele, 14. Oktober 1927
Die "Marburger Festspiele" hatten 1927 auf dem Platz vor der Marienkirche mit einem Reformationsfestspiel zur Erinnerung an die 400 Jahre zurückliegende Einführung der Reformation und die Gründung der Universität begonnen. Der Auszug aus der Versammlung des Verkehrausschusses vom 14. Oktober 1927 zeigt die Wirkung der Spiele für die Stadt.

Auszug aus dem Beschlussprotokoll des Verkehrsausschusses vom 14. Oktober 1927, Nr. 4 B.P.

4. Oberbürgermeister Mueller trägt vor, dass mit Rücksicht auf den ungeahnten Erfolg der diesjährigen Reformationsfestspiele wohl der Frage alljährlicher Aufführung von Festspielen näher zu treten sei. Die Spiele würden zweckmässiger Weise im Monat August stattzufinden haben, weil dann in Marburg sonst verhältnismässig wenig Leben ist. Dr Budde habe unzweifelhaft Geschick bewiesen und trage sich mit grossen Plänen. So gedenkt er im nächsten Jahre ein von ihm und Frl. Pfeffer noch zu verfassendes Elisabethspiel, in 1929 ein historisches Heimatspiel, in 1930 "Jedermann", in 1931 ein weiteres Elisabethspiel aufzuführen. Konfessionelle Gegensätze sollen bei den Aufführungen gänzlich vermieden werden. Die vorbezeichneten Stücke sollen Hauptanziehungs- und Mittelpunkt darstellen. Nebenbei sollen andere Stücke gegeben werden, z.B. im nächsten Jahre "Demetrius" von Schiller und ein Shakespeare'sches Stück.
In Beziehung auf die Finanzierung der Festspiele sei zu prüfen, ob die Stadt allein die Trägerin zu sein hat, oder ob die Unterstützung der Provinz anzurufen ist, dergestalt, dass die Spiele als "Hessische Heimatspiele" unter dem Protektorat des Landeshauptmanns stattfinden.

Der gegebene Platz für die Aufführungen sei der von dem Staate erworbene im Stadtpark. [...] Es wäre auf der nach dem Schloß zu befindlichen Seite an der dort vorhandenen Mauer die Hauptbühne zu errichten. Die entgegengesetzte Seite gebe den Zuschauer-Raum, der in amphitheatralischer Weise mit etwa 2000 Sitzplätzen zu versehen sei. [...] So werde ein Freilichttheater mit dem Schloß im Hintergrund geschaffen, wie es wohl kaum eine andere Stadt aufzuweisen habe. [...]

Die Frage des Geheimrats Elster, ob es nicht besser wäre, gegebenenfalls den neuen Univ. Rector Prof. von Soden für die Auswahl des nächstjährigen Stückes heranzuziehen, wurde bejaht.

Begl.
gez. Mueller

NB. Bürgermeister Müller regt an, auf dem Festplatz beim Justizierhäuschen im Stadtgarten alljährlich

1. gelegentlich der Sonnenwendfeier der Studentenschaft abends einen allgemeinen Kommers abzuhalten,
2. am darauffolgenden Sonntag einen "Hessentag" zu veranstalten.
Verkleinern
Auszug aus einem Artikel der Volksstimme aus Frankfurt über die Saalschlacht in Ockershausen, 25. Februar 1931

Die Saalschlacht in Ockershausen, Februar 1931

Die Darstellungen der sogenannten "Saalschlacht in Ockershausen" könnte als ein Beispiel für die Polarisierung der Bevölkerung dienen. Die "Volkstimme" aus Frankfurt gibt am 25. Februar 1931 ein vermutlich zutreffendes Bild von den Ereignissen.

Marburger Polizei schützt nationalsozialistische Rohlinge

Am Montagabend hatten die Nazis in dem Marburger Vorort Ockershausen eine Versammlung einberufen, zu der aus Marburg zahlreiche Republikaner und Kommunisten erschienen waren, um gegebenenfalls in der Diskussion den Volksbetrug der Nazis zu entlarven. Während der Versammlungsleiter an den politischen Anstand appellierte, begann der Naziredner Beißner (Hannover) sofort mit den gröbsten Lügen. Als er den glänzend gelungenen Demonstrationszug des Marburger Reichsbanners am Sonntag als einen "Schweineherdezug" bezeichnete, erhob sich in der Versammlung lebhafter Widerspruch, so daß es so aussah, als ob ein ruhiger Verlauf nicht mehr gesichert sei. Anstatt nun die Polizei, die mit 24 Mann unter persönlicher Leitung des Polizeikommissars angerückt war, von denen aber nur zwei Kriminalbeamte im Saale anwesend waren, von sich aus die Versammlung auflöste, überließ sie die Herrschaft über die Versammlung vollkommen dem Rollkommando der Studenten-SA, das in vier Gliedern, vor der Bühne der Versammlung zugewendet, Ausstellung genommen hatte. Auf das Kommando: "SA. Saal räumen!" stürzt sich die SA-Horde mit Stühlen bewaffnet auf die Versammlungsbesucher, von denen eine Reihe blutende Verletzungen davontrug. Erst in diesem Moment erschien die Polizei - die beiden Kriminalbeamten sahen dem wilden Treiben zu - und versuchte mit dem Gummiknüppel Ordnung zu schaffen, wobei auch wiederum, wie in den Stadtsälen, bedrohte Versammlungsbesucher Hiebe bekamen. Die Besucher mußten aus dem vollkommen ungeeigneten Versammlungslokal über eine enge Stiege entweichen. Die gesamte Einrichtung wurde völlig zerschlagen. Anstatt nun die rauflustige Meute der SA nach ihrem hinterhältigen Überfall auf Arbeiter in das Gefängnis abzutransportieren, wurden sie unter starker polizeilicher Bedeckung nach Marburg zurückgeführt. Eine ungeheuere Empörung und Erregung erfaßte durch diesen Vorfall erneut die gesamte Arbeiterschaft in und um Marburg nicht nur über den wachsenden schlagwütigen Übermut der Nazihorden, sondern auch über das äußerst merkwürdige Verhalten der Marburger Polizei. Der Nazi-Hochburg Marburg kann versichert werden, daß die Arbeiterschaft nichts unversucht lassen wird, in Zukunft ihr Leben vor der braunen Mordpest selbst zu sichern. Arbeiter! Aufgepaßt! Seid auf der Wacht!


In der Festschrift "1923 - 1925 - 1935 NSDAP" in Marburg feiert ein Teilnehmer, der SA-Mann Gunter d'Alquen, die brutale Aktion dagegen als Heldentat der SA. Siehe folgendes Dokument

 

Verkleinern
Ergebnisse des 2. Wahlgangs zur Wahl des Reichspräsidenten in Marburg, 1932
Ergebnisse des 2. Wahlgangs zur Wahl des Reichspräsidenten in Marburg, 1932
Die Ergebnisse der Wahl des Reichspräsidenten 1932 demonstrieren die nationalsozialistische Einstellung der Bevölkerung des Kreises Marburg.
Verkleinern
Wahlergebnisse der Reichstagswahl am 5.3.1933 in Marburg
Wahlergebnisse der Reichstagswahl am 5.3.1933 in Marburg

Die Ergebnisse der Reichstagswahl von 1933 zeigen, wie stark die NSDAP im Kreis Marburg war. In anderen Wahlkreisen im nördlichen Hessen waren die Ergebnisse ähnlich.


Verkleinern
Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 über die Aufhebung politischer Grundrechte (sog. Reichstagsbrandverordnung)
Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 über die Aufhebung politischer Grundrechte (sog. Reichstagsbrandverordnung)
Unmittelbar nach dem 30. Januar 1933 begannen Aktionen zur Beseitigung und Einschüchterung aller Andersdenkenden. Durch die "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat" vom 28. Februar 1933 wurden alle Gesetze außer Kraft gesetzt, die die Freiheit Andersdenkender schützten.
Verkleinern
Auszug aus einem Zeitungsartikel der Oberhessischen Zeitung von der ersten Sitzung der neuen Stadtverordneten-Versammlung mit Beispielen zur politischen Gleichschaltung, 4. April 1933

Der Ausschnitt aus dem ausführlichen Bericht über die erste Stadtverordnetensitzung in der "Oberhessischen Zeitung" vom 4. April 1933 gibt eine Fülle an Beispielen für "Gleichschaltung" wieder.

Die erste Stadtverordneten-Versammlung

Stadtparlament im Zeichen der nationalen Erhebung [...]


Wohl jeder, der die gestrige feierliche Eröffnungssitzung des neuen Marburger Stadtparlaments miterlebte, dürfte den Eindruck gewonnen haben, daß mit dieser Sitzung auch eine Wende in unserem kommunalpolitischen Leben eingetreten ist. Die Sitzung ließ in deutlichster Weise die politische Gleichschaltung zwischen Reich, Ländern und Kommunen erkennen, sie stand im Zeichen der gewaltigen Veränderung, die seit dem 30. Januar im ganzen deutschen Volke vor sich gegangen ist. Rein äußerlich dokumentierte dies schon die festliche Eröffnung des Stadtparlaments und der Verlauf der ersten Sitzung, der geschlossene Einmarsch der Nationalsozialisten als der stärksten Rathausfraktion, aber auch die schwarz-weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzfahne, die gestern über dem Marburger Rathaus wehten. [...] Mit mustergültiger Disziplinertheit wurde in kürzester Frist die Tagesordnung erledigt. Da die kommunistische Fraktion, der nach dem Ausgang der Wahl im Marburger Parlament ein Mandat zugefallen war, zur Sitzung nicht mehr zugelassen werden darf, und die sozialdemokratische Fraktion, die über 4 Sitze verfügt, es vorgezogen hatte, der Eröffnungssitzung fernzubleiben, waren in der gestrigen Sitzung außer der Fraktion der NSDAP, die bekanntlich mit 20 Stadtverordneten sowieso die absolute Mehrheit hat, nur noch die drei Stadtverordneten des Kampfblocks Schwarz-Weiß-Rot, der Abgeordnete der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft und der des Zentrums vertreten. [...]


Ehrenbürger der Stadt

Unter dem Jubel des Hauses wurde dann ein Dringlichkeitsantrag der NSDAP einstimmig angenommen, nach dem Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Hitler zu Ehrenbürgern der Stadt Marburg ernannt wurden. Wie Stadtv. Krawielitzki dazu ausführte, werde mit diesem Antrag dokumentiert, daß Marburg sich voll und ganz hinter die Regierung stellt. [...]

Umbenennung von Straßen und Plätzen.
Neue Namen für die städtischen Schulen.


Ein zweiter Dringlichkeitsantrag der NSDAP verlangte folgende Umbenennung von Straßen und folgende Namen für die städtischen Schulen:

Friedrichsplatz - Adolf-Hitler-Platz
Kasernenstraße - Hermann-Göring-Straße
Uferstraße - Bernhard-Rust-Straße
Oberrealschule - Adolf-Hitler-Schule
Südschule - Horst-Wessel-Schule
Nordschule - Schlageter-Schule

Stadtv. Krawielitzki begründete diesen Antrag ausführlich und wies dabei darauf hin, daß die hier umbenannten Straßen bisher einen Namen trugen, dem keine tiefere Bedeutung zukommt. [...] Für den Hitlerplatz habe man absichtlich den bisherigen Friedrichsplatz gewählt, weil dieser in einem Kranz von Straßennamen eingebettet sei, die mit der ruhmreichen Vergangenheit unseres Vaterlandes aufs engste verwachsen sind. [...]
Verkleinern
Protokoll der Polizei in Rauschenberg vom 28.6.1933 und Schreiben des Bürgermeisters von Rauschenberg an den Landrat in Marburg über die Entfernung eines demokratischen Stadtverordneten vom 29.6.1933
Wie in Marburg wurden die Stadtverordneten der SPD und KPD in allen Gemeindevertretungen entfernt.

Ausschaltung der demokratischen Stadtverordneten


Rauschenberg den 28. 6. 1933

Erscheint auf Vorladung der Stadtverordnete N. N. hier H. N. 275 und erklärt folgendes.

ich gehöre der Stadtverwaltung jetzt 8 Jahre an, bin von der Arbeitsvertretung gewählt, nicht allein von den S.P. Mitgliedern, sondern auch von anderen Arbeitern, welche anderen Parteien, sowie auch gar keiner Partei angehört haben. Ich habe früher der S.P.D. Partei angehört, gehöre heute aber keiner Partei mehr an, und werde mich auch in Zukunft keiner Partei mehr anschließen. Ich habe während meiner Zugehörigkeit zum Stadtparlament mich stets für das Allgemeinwohl der Stadt Rauschenberg eingesetzt und soll dieses auch in Zukunft mein ernstes Bestreben sein. Im übrigen wird mir dieses die Allgemeinheit von Rauschenberg bezeugen können

V[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben]
N. N.

Ernst Grün
Wachtmeister


Der Bürgermeister Rauschenberg, den 29. Juni 1933

U. dem Herrn L a n d r a t
in M a r b u r g a/L.

Der Stadtverordnete N.N. ist von der Liste Arbeiter und Gewerbetreibende gewählt worden. Eine reine S.P.D. Liste wurde nicht eingereicht.
Es wird höflich um Entscheidung gebeten, ob p. N.N. noch der Stadtverordnetenversammlung angehören kann oder nicht

Unterschrift.

Verkleinern
Polizeiliche Verfügung des Landrats an die Gemeindevertreter zur Amtsenthebung der sozialdemokratischer Mandatsträger, 18. August 1933
Die polizeiliche Verfügung vom 18. August 1933 wurde den Gemeindevertretern der demokratischen Parteien per Postzustellungsurkunde zugesandt.

D e r L a n d r a t
Marburg, den 18. August 1933
I.A.

Polizeiliche Verfügung.

Nach einem Runderlass des Herrn preussischen Ministers des Innern vom 24. Juni 1933 ist die sozialdemokratische Partei Deutschlands namentlich nach ihrer Betätigung in den letzten Tagen und Wochen als staats- und volksfeindliche Organisation anzusehen. Infolgedessen ist von dem Herrn Minister angeordnet worden, dass alle Mitglieder der Vertretungskörperschaften der Gemeinden, die selbst Mitglieder der sozialdemokratischen Partei Deutschlands sind bezw. waren oder die auf Grund von Wahlvorschlägen der sozialdemokratischen Partei Deutschlands oder einem dieser Partei gleichzuachtenden Wahlvorschlag gewählt worden sind, von der weiteren Ausübung ihrer Mandate auszuschließen sind, da ihre Weiterbetätigung eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstellt. Da Sie bisher der S.P.D. angehört haben bezw. auf Wahlvorschlag der S.P.D. oder einem dieser Partei gleichzuachtenden Wahlvorschlag gewählt worden sind, wird Ihnen in Ausübung oben bezeichneten Ministerialerlasses gemäss § 14 des Polizeiverwaltungsgesetzes hiermit aufgegeben, sich der weiteren Ausübung des Mandats zu enthalten, widrigenfalls Ihre polizeiliche Inhaftnahme nach Maßgabe des § 1 der Verordnung zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 erfolgen würde.

Gemäß § 45 des Polizeiverwaltungsgesetzes steht Ihnen binnen 2 Wochen vom Tage der Zustellung an gerechnet, die Beschwerde zu. Die Beschwerde ist schriftlich oder zu Protokoll bei derjenigen Stelle einzulegen, welche die Verfügung erlassen hat.

Die unterm 3.7.33 I.A.15.7. gegen Sie erlassenen polizeiliche Verfügung ziehe ich hiermit zurück. An deren Stelle tritt diese polizeiliche Verfügung.


1) An
Herrn N. N., geb. 10.8.93,
Herrn N. N., geb. 11.X.95,
Herrn N. N., geb. 30.9.91
in Caldern

Gegen Postzustellungsurkunde.

Verkleinern
Fotografie einer Ehrenformation der SA beim Besuch Hermann Görings in Marburg, 8. Juni 1933
Fotografie einer Ehrenformation der SA beim Besuch Hermann Görings in Marburg, 8. Juni 1933
Eine Ehrenformation der SA führte die Fahrt Hermann Görings durch Marburg am 8. Juni 1933 an.
Verkleinern
Auszug aus einem Zeitungsartikel des Hessischen Tageblatts über Aktionen der SA gegen die Presse, 13. März 1933
Auszug aus einem Zeitungsartikel des Hessischen Tageblatts über Aktionen der SA gegen die Presse, 13. März 1933
Besonders gefährlich in den Augen der Parteileitung war eine unkontrollierte Presse. Hermann Bauer, der Herausgeber des "Hessischen Tageblatts", Marburg, wurde an seiner Arbeit gehindert. Die letzte Ausgabe seiner Zeitung erschien am 29. April 1933.
[Als die SA am 12./13. März 1933 die Redaktion des "Hessischen Tageblatts" stürmte, hatte Hermann Bauer, der Chefredakteur und Verleger, eben den Umbruch mit einer Meldung über eine brutale Aktion der SA beendet. Die vorbereitete Ausgabe des "Hessischen Tageblatts" konnte zwar nicht erscheinen; ein Teil des fertigen Textes hat sich jedoch erhalten:]
Verkleinern
Auszug aus einem Brief des ehemaligen freien Mitarbeiters des Hessischen Tageblatts Dr. G. Hägermannn aus Berlin an den Verleger Hermann Bauer mit dessen persönlicher Einschätzung der Pressearbeit unter der nationalsozialistischen Regierung, 24. März 1933
Brief eines freien Mitarbeiters von Hermann Bauer vom 24. März 1933.

[Brief des Dr. G. Hägermann aus Berlin an den Verleger Hermann Bauer, dessen Zeitung, das "Hessische Tageblatt", schon am 14. März 1933 für drei Tage verboten worden war.]


Dr. G. Hägermann Berlin W 57, 24. 3. 33

Herrn Verleger Bauer
Marburg

Lieber Herr Bauer,

so wäre der heutige Leiter [Leitartikel] wohl der letzte, den ich Ihnen zu schreiben hatte. Es täte mir aufrichtig leid, denn ich bekenne offen, ich habe die Artikel gern geschrieben, da Sie eine der wenigen Zeitungen in Deutschland machen, in der man überhaupt noch etwas sagen kann. Sonst ist es ja trostlos. ich möchte Ihnen doch noch einmal zu überlegen geben, ob es bei Ihrer Absicht bleiben soll. [...] Darf ich bei der Gelegenheit fragen, warum Sie damals eigentlich verboten worden sind? [...] Im übrigen glaube ich, dass die Regierung und besonders Göbbels noch mancherlei mit der Presse vor hat. Dabei handelt es sich allerdings zunächst um die grosse Presse, die im Ausland gelesen wird. Sie will man ganz unter die Fuchtel bekommen, soweit dies nicht schon der Fall ist. Das Berl[iner]. Tageblatt soll schon verkauft sein, Mosse geht es jedenfalls sehr schlecht, er hatte einen grossen Kredit bei der Dresdner Bank, die unter Reichskontrolle steht, er ist gekündigt worden, um Mosse in die Hand zu bekommen. Ullstein steht noch besser da, aber es wird ihm nicht viel nützen. Göbbels will ein Anzeigenmonopol, mit dem er dann die Presse an die Leine legen will. Wer nicht pariert, wird nicht bedacht. Ob sich das die Inserenten allerdings gefallen lassen, steht dahin. Leider ist Herr Hugenberg im Kabinett, der möglicherweise einen Vorteil dabei zu haben glaubt, ob allerdings auf die Dauer, ist zu bezweifeln.

[...] Die kleine Presse wird man zunächst weniger beachten, man ist allerdings der Meinung, es gäbe viel zu viele Zeitungen in Deutschland, es genüge, wenn man wenige grosse Zeitungen habe, die das ganze Land versorgen, man meint damit offenbar die Parteizeitungen, verkennt aber völlig die Wichtigkeit der Heimatzeitungen. Man denkt vielmehr nur an die Möglichkeit, wenige grosse Zeitungen besser kontrollieren zu können. Ich glaube, dass die kleinen Zeitungen sich wohl halten können, wenn sie klug auf die veränderte Lage eingehen und sich auf sie einstellen, etwa so, wie ich das in meinem Leiter heute anzudeuten versuche, nicht charakterlos, das imponiert den neuen Männern am wenigsten, sondern indem man die Hand annimmt, die Hitler allen angeboten hat, und daraus sein Recht auf Anerkennung ableitet.

Die alten Parteien und Meinungen sind tatsächlich tot, wenn man das hier beobachtet, so gewinnt man erst den richtigen Eindruck von der Totalität des Umschwungs.

Ich hoffe, Sie werden es auch weiter schaffen, ich würde Ihnen gern etwas dabei helfen, denn man kennt ja so die Mentalität. [...]

Mit besten Grüssen Ihr
Hägermann

Verkleinern
Rundschreiben von Joseph Goebbels als Reichspropagandaleiter der NSDAP an die Redakteure über die Notwendigkeit der Wahlbeeinflussung im Sinne der NSDAP, 8. August 1934
Rundschreiben von Joseph Goebbels als Reichspropagandaleiter der NSDAP an die Redakteure über die Notwendigkeit der Wahlbeeinflussung im Sinne der NSDAP, 8. August 1934
Der Brief der Reichspropaganda-Leitung der NSDAP an alle Hauptschriftleiter ist ein Beweis für die massive Beeinflussung der Presse.
Verkleinern
Auszug aus einem Zeitungsartikel der Kasseler Post über die Bücherverbrennung am 19. Mai in Kassel, 21. Mai 1933
Der Ausschnitt aus der "Kasseler Post" vom 21. Mai 1933 beschreibt die Bücherverbrennung in Kassel am 19. Mai 1933. Hier, wie in anderen Orten, waren die Täter Schüler und Studenten.

Ungeist auf dem Scheiterhaufen


Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund verbrennt einige Tausend Bände Schundliteratur auf dem Friedrichsplatz.

[...] Wir haben eine Zeit hinter uns, in der ein artfremder Geist, der sich das Mäntelchen der Kunst umhing, die Seele des deutschen Volkes zielbewußt und ungestört vergiften konnte. Ein Remarque durfte ungestraft die Ehre des deutschen Soldaten besudeln [...]. Zum Zeichen, daß diese Zeit ein für allemal vorbei ist, daß das deutsche Volk und vor allen Dingen die deutsche Jugend sich voller Abscheu von den "literarischen" Machwerken von Juden und Judengenossen abwendet, werden jetzt überall in Deutschland die Büchereien von dem Schund und Schmutz gesäubert, der in ihnen leider zu oft nur die Hauptrolle spielte.

Auch in Kassel hat der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund sich zum Werkzeug dieser Säuberungsarbeit gemacht als Bekenntnis dafür, daß sich die akademische Jugend, die dereinst einmal im kulturellen Leben führend sein will und soll, sich ihrer Verantwortung gegenüber Volk und Staat bewußt ist. In den letzten Tagen wurden aus den Leihbüchereien der Stadt Kassel mehrere Tausend Bücher und Schriften beseitigt, und am Freitag abend wurden sie im Beisein einer riesigen Menschenmenge den Flammen überantwortet.

30 000 Kasselaner im Flammenschein
Bei Einbruch der Dunkelheit marschierten SA- und SS-Kolonnen unter Vorantritt des SA-Musikzuges der Standarte 173 zum Friedrichsplatz, wo sie bereits von einer nach Zehntausenden zählenden Volksmenge erwartet wurden. Schnell war in der Nähe des Denkmals ein Viereck gebildet, in dessen Mitte der Inhalt einer großen Zahl von mit Tausenden von Büchern gefüllten Wäschekörben zu einem großen Haufen aufgestapelt wurde. Nach kurzen Begrüßungsworten des Sturmführers Constein vom NSDStB nahm zunächst

Schriftleiter Brasseler
das Wort. [...] Weil wir Nationalsozialisten wollen, daß der deutsche Mensch wieder deutsch denkt, wollen wir ihn dazu erziehen, daß er nur deutsche Bücher liest. [...] Wir kennen zwar Menschen, die mehr Wert auf literarisch-ästetische Genüsse legen als auf wahre deutsche Bildung. Ihnen sei aber gesagt, daß der SA-Mann, der jahrelang in oft blutigem Kampf um die Wiederherstellung des nationalen Deutschlands gestanden hat, es nicht verstehen würde, wenn dem literarischen Gift weiter Gelegenheit gegeben würde, in das deutsche Volk einzudringen. Aber auch der deutsche Arbeiter wird die Säuberungsaktion verstehen, denn er kann verlangen, daß der deutsche Kopfarbeiter Opfer bringt, indem er auf literarische- ästhetische Genüsse verzichtet [...].

In dieser Geisteswende kehren wir jungen Menschen uns voll Verachtung und Ekel ab von den Erzeugnissen der letzten Jahre von den literarischen Machwerken eines Tucholsky und eines Remarque, die versuchten, alles was groß war, in den Dreck zu ziehen. Wir wenden uns ab von einem Hasenclever und einem Ossietzky, wir wenden uns ab von einem Karl Marx, der den Giftgedanken des Klassenhasses dem deutschen Arbeiter einträufelte.
Verkleinern
Schreiben der Nachrichtenstelle des Reichspostministeriums zur Gleichschaltung der Behördenbibliotheken, 4. Mai 1933
Schreiben der Nachrichtenstelle des Reichspostministeriums zur Gleichschaltung der Behördenbibliotheken, 4. Mai 1933
Nicht nur die öffentlichen Büchereien, auch die Bibliotheken der Behörden und Schulen wurden von Büchern mit "zersetzendem" Inhalt gesäubert.
Verkleinern
Telegramm des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Kassel an den Reichspräsidenten von Hindenburg über die Zerstörung der Innenräume des Gewerkschaftshauses durch die Nationalsozialisten unter Schutz der Polizei, 8. März 1933
Telegramm des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Kassel an den Reichspräsidenten von Hindenburg über die Zerstörung der Innenräume des Gewerkschaftshauses durch die Nationalsozialisten unter Schutz der Polizei, 8. März 1933
Das abgebildete Telegramm des Ortsausschusses Kassel des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes an den Reichspräsidenten vom 8. März 1933 hatte keinerlei Wirkung.
Verkleinern
Auszug aus der Rede des Vizekanzlers Franz von Papen vor dem Universitätsbund in Marburg, 17. Juni 1934

Auszüge aus der Rede des Vizekanzlers Franz von Papen am 17. Juni 1934 vor dem Universitätsbund in Marburg, die sein Sekretär Edgar J. Jung verfaßt hatte.

Aus der Marburger Rede des Vizekanzlers Franz von Papen

[...] Außerdem muß sich der Staatsmann noch über ein zweites Erfordernis klar werden, nämlich darüber, daß eine Zeitenwende zwar eine totale ist, also alle Lebensäußerungen und Lebensumstände erfaßt und verändert, daß aber vor diesem gewaltigen Hintergrund das politische Geschehen des Vordergrundes sich abspielt, auf welches allein der Begriff der Politik angewandt werden darf. Der Staatsmann und Politiker kann den Staat reformieren, aber nicht das Leben selbst. Die Aufgaben des Lebensreformers und des Politikers sind grundverschiedene. Aus dieser Erkenntnis heraus hat der Führer in seinem Werk "Mein Kampf" erklärt, die Aufgabe der Bewegung sei nicht die einer religiösen Reformation, sondern die einer politischen Reorganisation unseres Volkes. Die Zeitenwende als totaler Begriff entzieht sich deshalb bis zu einem gewissen Grade der staatlichen Formung. Nicht alles Leben kann organisiert werden, weil man es sonst mechanisiert. Der Staat ist Organisation, das Leben Wachstum [...].

Die Vorherrschaft einer einzigen Partei anstelle des [...] Mehrparteiensystems erscheint mir geschichtlich als ein Übergangszustand, der nur solange Berechtigung hat, als es die Sicherung des Umbruchs verlangt und bis die neue personelle Auslese in Funktion tritt. Denn die Logik der antiliberalen Entwicklung verlangt das Prinzip einer organischen politischen Willensbildung, die auf Freiwilligkeit aller Volksteile beruht. Nur organische Bindungen überwinden die Partei und schaffen jene freiheitliche Volksgemeinschaft, die am Ende dieser Revolution stehen muß [...].

Ich bin der Überzeugung, daß die christliche Lehre schlechthin die religiöse Form alles abendländischen Denkens darstellt und daß mit dem Wiedererwachen der religiösen Kräfte eine neue Durchdringung auch des deutschen Volkes mit christlichem Gute stattfindet, dessen letzte Tiefe eine durch das 19. Jahrhundert gegangene Menscheit kaum erahnt. Um diese Entscheidung, ob das neue Reich der Deutschen christlich sein wird oder sich im Sektierertum und halbreligiösen Materialismus verliert, wird gerungen werden. Sie wird einfach sein, wenn alle Versuche, sie von der Staatsgewalt her in Richtung einer gewaltsamen Reformation zu beeinflussen, unterbleiben. Es ist zuzugeben, daß in diesem Widerstand christlicher Kreise gegen staatliche und parteiliche Eingriffe in die Kirche ein politisches Moment liegt. Aber nur deshalb, weil politische Eingriffe in den religiösen Bezirk die Betroffenen zwingen, aus religiösen Gründen den auf diesem Gebiete widernatürlichen Totalitätsanspruch abzulehnen. Auch als Katholik habe ich Verständnis dafür, daß eine auf Gewissensfreiheit aufgebaute religiöse Überzeugung es ablehnt, sich von der Politik her im Ureigensten kommandieren zu lassen. Man soll sich deshalb nicht darüber hinwegtäuschen, daß etwa aufgezwungene Glaubenskämpfe Kräfte auslösen würden, an denen auch Gewalt scheitern muß. Man sollte auch in jenen Kreisen, die eine neue, arteigene, religiöse Einigung erhoffen, sich einmal die Frage stellen, wie sie sich die Erfüllung der deutschen Aufgabe in Europa vorstellen, wenn wir uns freiwillig aus der Reihe der christlichen Völker ausschalten. Jedes Wirken in den europäischen Raum hinein erscheint mir unter solchen Voraussetzungen als unmöglich. Die Tatsache einer gemeinsamen europäischen Kultur und Zivilisation, für die wir selbst soviel beigesteuert haben, verpflichtet trotz aller völkischen Besonderheit der einzelnen Kulturleistung. Wir dürfen uns nicht geistig an den Grenzen abschließen und uns freiwillig in ein Ghetto begeben. Hier liegt die wirkliche Reaktion, das Sichverschließen gegenüber der geschichtlichen Notwendigkeit und der Sendung eines Volkes, das, wenn es ein wirklich großes Volk war, noch immer den Gedanken des Reiches pflegte [...].

Verkleinern
Auszug aus einem Zeitungsartikel der Neuen Züricher Zeitung über die Rede des Vizekanzlers Franz von Papen, 21. Juni 1934
Der Abdruck der brisanten Abrechnung Papens mit der NS-Ideologie wurde sofort untersagt. Nur in wenigen Zeitungen, vor allem im Ausland, wurde die Papenrede vollständig abgedruckt und kommentiert.

[Unter der Überschrift "Papen und Göring" ist am Schluß eines langen Artikels in der "Neuen Züricher Zeitung" vom 21. Juni 1934 über die Rede des Vizekanzlers von Papen zu lesen:]

Papen bestätigte damit die Unzufriedenheit über die Einschnürung der Persönlichkeitsrechte, die eine Selbstverständlichkeit der bürgerlichen Kultur waren; er charakterisierte mit einem harten und scharfen Wort die grassierende Verachtung des Geistes als einer "Verwechselung von Vitalität und Brutalität", rettete die als "liberalistisch" verfemten Begriffe der Menschlichkeit, Freiheit und Gleichheit vor dem Richter, indem er sie zu germanisch-christlichen Begriffen erhob, verteidigte das Christentum als einheitliche Glaubensgrundlage des deutschen Volkes und scheute sich nicht, auf die Gefahr einer Selbstausschließung des Deutschtums aus der Reihe der christlichen Völker hinzuweisen und damit die Richtigkeit der Besorgnisse angesichts der "neuheidnischen" Verwirrung der Geister in Deutschland zu bekennen.

Vielleicht ist es ein Zeichen opportunistischen und nationalistischen Denkens, wenn Papen die Unmöglichkeit einer Abkehr vom Christentum seinen Zuhörern damit zu beweisen suchte, dass dann ein "Hineinwirken in den europäischen Raum" aufhöre und der gewaltige Gedanke des Reiches gefährdet sei; die Wirksamkeit der Argumente hängt aber schliesslich von der Anpassung an die Zeitströmungen ab. Der Richtung der Strömung und des Sinnes der Geschichte sogar fühlt sich Papen allerdings so sicher, dass er den konservativen Charakter der Revolution des 20. Jahrhunderts gegen die liberale Revolution von 1789 aus der Logik der antiliberalen Entwicklung ableiten zu können glaubt. Vielleicht hing es schon mit diesem gläubigen, in seiner Art romantischen Vertrauen auf eine automatische Entwicklung nach logischen Gesetzen zusammen, dass Papen sich in der entscheidenden Stunde, als er den Pakt zwischen den konservativ-nationalen Kräften und den Nationalsozialisten zustande brachte, über die entwicklungsbestimmende und Geschichte schaffende Rolle von Revolutionären in verhängnisvoller Weise täuschte. Er trägt seit jener Stunde eine schwere Verantwortung; mancher von den Konservativen, die ihm damals vertrauensvoll folgten, mag darum noch einen Groll gegen ihn hegen; aber niemand wird bestreiten, dass Vizekanzler v. Papen sich in Marburg, um eine dem preussischen Korpsgeist angemessene Ausdrucksweise zu gebrauchen, mutig und ehrenvoll "herausgepaukt" hat.

Trotzdem werden die konservativen Kreise eher versucht sein, ihre Hoffnung auf Göring zu setzen; denn der preussische Ministerpräsident verfügt über das, was Papen in nennenswertem Masse nicht besitzt: Macht. Er kann dem Reichskanzler, wenn dieser, hypothetisch gesprochen, einmal gegen die treibenden Kräfte einer zweiten Revolution und für die konservativen Tendenz optieren sollte, in Preussen eine immer noch sehr starke Stütze bieten. Görings Bereitschaft scheint nicht nur in seinen vielfachen Beziehungen zu konservativen Gesellschafts- und Wirtschaftskreisen begründet zu sein, sondern zum Beispiel auch in seinem lebhaften Interesse an der Schaffung des "Feldjägerkorps", der sogenannten "Weissen SA", zum Ausdruck zu kommen, und schließlich war seine Rede vor dem preussischen Staatsrat in ihrer besonderen Art ebenso ein Appell an Hitler wie die Marburger Rede v. Papens.


Neue Züricher Zeitung v. 21. Juni 1934

Verkleinern
Zwei denunziatorische Berichte aus Hersfeld an die NSDAP in Hersfeld über evangelische Pfarrer, 1934

Das Verhalten der evangelischen Kirche wurde aufmerksam verfolgt. Zwei Berichte aus Hersfeld beweisen das Spitzelwesen.


Denunziationen über Vorgänge in der evangelischen Kirche

I.
Rektor N.N. Hersfeld, den 12.1.1934.
Hersfeld H[essen] N[assau]

Herrn Obergruppenleiter Pg. N.N.
Hersfeld

Gemäss Ihrem mündlichen Auftrag berichte ich folgendes:

Bei der Einführung als Kreispfarrer am 7.1.1934 im Abendgottesdienst sagte der neue Kreispfarrer in seiner Einführungspredigt unter anderem' "Man will nichts mehr wissen von Sünde und Schuld." Nach einigen weiteren Ausführungen in gleicher Richtung kamen folgende Worte:

"Man will die alte Religion der Germanen wieder herstellen."

Ich habe sofort eine Karte aus der Tasche gezogen und den Wortlaut stenografiert. Für den genauen Wortlaut kann ich jederzeit einen Eid ablegen. Die Karte, auf der die Stenogrammzeilen stehen, enthält persönliche Mitteilungen eines Pg., sie steht aber jederzeit zur Verfügung.

Zur Sache:

Die Worte können nicht gegen den Tannenbergbund gesagt worden sein, da er verboten ist. Sie sind also nur gegen den Nationalsozialismus gerichtet.

Alfred Rosenberg verwahrt sich im Vorwort seines "Mythos des 20. Jahrhunderts" ausdrücklich gegen diesen lügenhaften Vorwurf. Im Buche selbst sagt er gegen jene Hetzer, die dem Nat. Soz. die Wotansverehrung andichten mit dem Ziel der Herabsetzung in den Augen der Massen, dass auch der Mythus von Odin tot sei.

Der obige 2. Satz ist also offenbare Unwahrheit, die ein Kreispfarrer gerade jetzt nicht von der Kanzel in das vollbesetzte Gotteshaus werfen darf.

Heil Hitler!
gez. [Unterschrift]



II.
SA. der N.S.D.A.P. Hersfeld, den 2.3.1934.
Sturm R 31/234.

An
Sturmbann IV/234
Hersfeld

Am 27.2.cr. begleiteten der Reserve-Sturm 31/234 sowie 2 aktive Stürme aus Oberhaun und Eitra zusammen zirka 160 SA.-Männer mit drei Sturmfahnen unseren verstorbenen SA.-Kameraden N.N. in Unterhaun zur letzten Ruhestätte. Bei dieser Gelegenheit musste ich folgende Beobachtung machen:

Der amtierende Geistliche, Pfarrer N.N. Hersfeld, schritt auf dem Wege zum Trauerhause an der SA, die Aufstellung genommen hatte, vorüber, ohne diese eines Blickes zu würdigen, sowie den Sturmfahnen seinen Gruss zu erweisen. In seiner Grabrede war für uns auffällig seine Redewendung, dass gegenwärtig trübe Wolken über uns schwebten, für uns Christen gäbe es aber nur ein grosses Licht und das sei der gekreuzigte Jesus Christus. Für den SA-Mann, als Kämpfer des Dritten Reiches und den anwesenden Kameraden fand er nicht ein einziges Wort.

Die allgemeine Empörung unter den SA.-Männern über das Verhalten dieses Geistlichen gibt mir Veranlassung, Ihnen vom Vorstehenden Kenntnis zu geben.

Der Führer des Sturmes R 31/234
a.V. gez. [Unterschrift]

Truppführer
Verkleinern
Auszug aus dem Bericht der Gestapostelle Kassel über die politische Einstellung von evangelischen Pfarrern und deren Zugehörigkeit zur "Bekennenden Kirche", 18. September 1934
Auszug aus dem Bericht der Gestapostelle Kassel über die politische Einstellung von evangelischen Pfarrern und deren Zugehörigkeit zur "Bekennenden Kirche", 18. September 1934
Der Auszug aus dem Bericht der Gestapostelle Kassel vom 18. September 1934 demonstriert, wie gut unterrichtet die Parteistellen waren.
Verkleinern
Auszüge aus den Berichten der Landräte an den Regierungspräsidenten über die Lage im Regierungsbezirk Kassel hinsichtlich Kirchenpolitik sowie Juden und Freimaurer, Sommer 1934

Die Auszüge aus den Berichten der Regierungspräsidenten und der Landräte aus dem Sommer 1934 geben einen Eindruck von der Stimmung der Bevölkerung wieder.


Die Lage im Regierungsbezirk Kassel im Sommer 1934

Der Stellvertretende Landrat berichtet am 2.8.1934 aus dem Kreis Marburg-Land:

3. Kirchenpolitik

[...] Der Widerstand der Pfarrer gegen alle die bisher eingerichteten Maßnahmen erklärt sich so, daß diese Maßnahmen als ein Eingriff in die Freiheit der Kirche angesehen werden. [...] Gerade die ländliche Bevölkerung ist mit der alten überlieferten christlichen Lehre so im Innern verbunden, daß sie eine grundlegende Änderung ihrer Anschauung auf diesem Gebiet keinesfalls mit dem Herzen mitmachen kann. Gerade auf diesem Gebiet werden dem Einzelnen, auch wenn er Nationalsozialist ist, Zweifel in die Brust gelegt. Auf der andern Seite wird der in der evangelischen deutschen Welt hervorgerufene unglückliche Kampf von wirklichen Christen so sehr bedauert, zumal diese innere Zersplitterung von Seiten der katholischen Kirche mit Freuden begrüßt wird - leider eine Tatsache, die nicht von der Hand zu weisen ist. Das sind alles Dinge, die einer wirklichen Volksgemeinschaft in stärkstem Maße entgegenarbeiten. Wenn auf politischem Gebiet wirklich eine Volksgemeinschaft erzielt ist, so ist auf religiösem Gebiet ein solcher Kampf entbrannt, der unser Volk in große und kleine Gruppen zu zersplittern droht. [...]


Der Landrat des Kreises Herrschaft Schmalkalden vom 4.8.1934:

3. Kirchenpolitik:

a) Evangelische Kirche: Bis jetzt konnte der Kirchenfriede rein äußerlich erhalten bleiben. Die evangelischen Pfarrer (ausschließlich Pfarrer Frank, hier, welcher der NSDAP angehört) sind mit dem Reichsbischof nicht einverstanden, angeblich fürchten sie für das Bekenntnis. [...] Die Bevölkerung hängt an der lutherischen Bekenntniskirche und wünscht, daß auch bei der Jugenderziehung in der HJ und in den Verbänden den religiösen Erfordernissen Rechnung getragen wird. Bis tief in die ältesten Parteikreise wird in dieser Beziehung heftige Kritik an den höheren Jugendführern geübt, die vielfach als christentumsfeindlich und kirchenfeindlich empfunden werden. Der Dienst der SA, ferner Führerbesprechungen usw. werden vielfach in die Zeiten der Hauptgottesdienste gelegt. Dadurch werden viele alte PG. in ernste Gewissensqualen gebracht, welche sich sagen, daß der Führer das nicht wünsche, aber untergeordnete Stellen wahrscheinlich absichtlich so etwas anordneten, um das Verhältnis zur Kirche zu trüben. [...]

c) Deutsche Glaubensbewegung: Diese wird hier abgelehnt und gibt es hier nicht.


Regierungsrat Bierbach berichtet aus dem Regierungsbezirk Kassel am 4. September 1934:

VII. Juden und Freimaurer

Die Judenfrage hat sich noch nicht beruhigt. Nachdem Übergriffe gegen Juden bestimmungsgemäß verhindert worden sind, macht sich das Judentum auf dem Lande wieder bemerkbar. Der Viehhandel liegt in vielen Kreisen noch fast völlig in jüdischen Händen. Die Bauern handeln vielfach lieber noch mit den Juden als mit christlichen Viehhändlern. [...] Im Kreis Schlüchtern wurde festgestellt, daß die Kinder der Bibelforscher am politischen Leben kein Interesse zeigen. Sie singen keine vaterländischen Lieder mit und grüßen auch nicht mit dem Deutschen Gruß.


Verkleinern
Schreiben des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an die Kuratoren der Universitäten über Vorgänge an den theologischen Fakultäten der Universitäten, 17. November 1936
Schreiben des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an die Kuratoren der Universitäten über Vorgänge an den theologischen Fakultäten der Universitäten, 17. November 1936
Besonders aufmerksam verfolgten die Behörden die Vorgänge an den theologischen Fakultäten in den Universitäten.
Verkleinern
Flugblatt mit Aufruf an die Studentinnen der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen beizutreten, 1931
Flugblatt mit Aufruf an die Studentinnen der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen beizutreten, 1931
Die "Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen" versuchte schon seit 1931 die Ideologie der Nationalsozialisten an der Universität in Marburg zu verbreiten.
Verkleinern
Personalfragebogen zur Einstellung in den öffentlichen Dienst, 25. Januar 1936
Personalfragebogen zur Einstellung in den öffentlichen Dienst, 25. Januar 1936
Personalfragebogen zur Einstellung in den öffentlichen Dienst, 25. Januar 1936
Durch Fragebogen versuchte man in allen Ämtern, in Universitäten und Schulen, eine Kontrolle der Beamten zu erreichen.
Verkleinern
Schreiben des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und  Volksbildung an die Kuratoren der Universität in Marburg  mit der Bitte um Überprüfung der SA-Mitgliedschaft von Studenten, 5. April 1935
Schreiben des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an die Kuratoren der Universität in Marburg mit der Bitte um Überprüfung der SA-Mitgliedschaft von Studenten, 5. April 1935
Da SA-Mitglieder unter den Studenten bevorzugt wurden, machten manche Studierende falsche Angaben.
Verkleinern
„Gesetz“ eines paramilitärischen Verbandes für nationale Erziehung der Jugendbewegung, 1913

Gedanken zur "nationalen Erziehung" reichten bis vor den Ersten Weltkrieg zurück. Ihr Gedankengut wurde in paramilitärischen Verbänden wie dem "Wartburg-Bund" oder dem "Vaterländischen Jugendverband" verbreitet. Das vorliegende sogenannte "Gesetz" stammt aus dem Jahre 1913.

Gesetz für nationale Erziehung der Jugendbewegung [1913]:

1. Liebe dein Vaterland über alles.
2. Mache deiner Familie und denen, die dich leiten, Freude und Ehre.
3. Sei gut, zuvorkommend, gerecht und hingebend für andere; achte ihre Freiheit und ihr Gut.
4. Sei stets bereit, Schwachen zu helfen.
5. Uebe den Kult der Ehre, der Rechtschaffenheit, des Abscheus vor Feigheit.
6. Sei standhaft, mutig, hart gegen dich selbst, suche dein Vergnügen in Anstrengung und Schwierigkeit.
7. Sei freimütig, ehrenhaft, edelmütig, gewissenhaft, halte Wort, übernimm die Verantwortlichkeit für deine Handlungen.
8. Gehorche freudig, ohne dich zu beklagen, noch Widerrede zu führen, komme den Befehlen sogar zuvor.

9. Sei nüchtern, verschwiegen, klug überlegt, umsichtig, zurückhaltend in allen Dingen.
10. Sei tätig und arbeitssam, vorhersehend, ordne dich unter, sei pünktlich und fleissig, voll Initiative und zähe in dem, was du unternimmst.
11. Sei stets heiter, hurtig, begeistert, kühn, gewinne allen Dingen die gute Seite ab.

Verkleinern
Zeitungsartikel aus der Oberhessischen Zeitung über das Treffen der Hitlerjugend in Marburg, 6. Juni 1933
Zeitungsartikel aus der Oberhessischen Zeitung über das Treffen der Hitlerjugend in Marburg, 6. Juni 1933
Eine der wichtigsten Aufgaben sah die NSDAP in der Erfassung und Gewinnung der Jugendlichen. Das Treffen der Hitlerjugend im Juni 1933 diente diesem Ziel.
Verkleinern
Zwei Abbildungen von Musteruniformen für Mitglieder des BDM (Bund deutscher Mädel) und von Rangabzeichen (Schulterklappen) der HJ (Hitlerjugend), nach 1933
Zwei Abbildungen von Musteruniformen für Mitglieder des BDM (Bund deutscher Mädel) und von Rangabzeichen (Schulterklappen) der HJ (Hitlerjugend), nach 1933
Zwei Abbildungen von Musteruniformen für Mitglieder des BDM (Bund deutscher Mädel) und von Rangabzeichen (Schulterklappen) der HJ (Hitlerjugend), nach 1933
Die Uniformen besonders für die Mitglieder des BDM waren von Modeschöpfern entworfenen worden. Die Organisation der Hitlerjugend spiegelt ihre hierarchische Struktur wider.
Verkleinern
Abbildung aus einer Lesefibel, nach 1933
Abbildung aus einer Lesefibel, nach 1933

Schon mit dem Erlernen der Buchstaben begann die Indoktrinierung in der Schule.

Schmitt, Hanno: Am Ende stand das Wort "Umsonst". Nationalsozialismus an Marburger Schulen, Marburg 1985, S. 194 ff.

Kolling, Hubert: Vom "Armenhaus" zur "Wanderarbeitsstätte". Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der Stadt Marburg im 19. u. 20. Jahrhundert, Marburg 1989, S. 95 (= Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 29).

Verkleinern
Auszug aus dem Biologiebuch für den Unterricht von Meyer-Zimmermann zum Thema Rasse und Volk, um 1939
Auszug aus dem Biologiebuch für den Unterricht von Meyer-Zimmermann zum Thema Rasse und Volk, um 1939
Auszug aus dem Biologiebuch für den Unterricht von Meyer-Zimmermann zum Thema Rasse und Volk, um 1939
Einige Unterrichtsfächer, Deutsch, Geschichte, aber auch Biologie, waren besonders anfällig für die NS-Ideologie.
Verkleinern
Auszug aus einer Schrift des Marburger Kreisschulrats Geldner über Sport als vormilitärische Ausbildung, um 1925

Das Fach Leibesübungen wurde zur vormilitärischen Ausbildung benutzt.


Die geistigen Unterlagen des Unterrichts in Leibesübungen
von Kreisschulrat Geldner

Weltanschauung und Leibesübungen:

Rückblick: Individium - Mechanismus - Turnen seit 1911 obligatorisch - aber technisches Lehrfach.

Ausrichtung: Gesamterziehung. Führerworte. Bildungsideal = Nationalsozial. Ideal. Ziel: Träger des Staates. Träger der Werte des Volkstums.

Ziel: Träger rassischer Hochwerte. Demnach Leibesübungen: Gleichwertige Stelle im Erziehungsplan bei der Entwicklung der Anlagen, die übungs- und entwicklungsfähig sind. Gelegenheit zu zielbewußter Betätigung schaffen. Erziehung durch Bewegung. Bewegung die Hauptquelle der Gesundheit; Trägheit das Grab derselben.

Entscheidend: Haltung der Lehrer, besser Erziehungspersönlichkeit. Wirken durch das was sie ist, wirken durch Arbeit an sich selbst.

Erzieher selbst: Du bist nichts - Dein Volk ist alles, daher Wille zur Wehrhaftigkeit, rassische Hochwertigkeit. (Verantwortungsgefühl für rassische Werte, für eigene Gesundheit) Der Anspruch der Gemeinschaft entscheidet, die breite Masse gehört an die Front. [...]

Das Lebendige: Körpersinn, Verantwortungsgefühl für das Körperliche, Wiedergabe der Ursprünglichkeit, Lösung von Verkrampfung und Bindung.

Jahn: 1. "Das Turnen erweckt alle schlummernden Kräfte, steigert sie langsam, führt zum folgerechten Willen durch Überwindung mancherlei Hindernisse, entwickelt ein wahrhaftes Gefühl dessen, was man kann. In der Turngemeinde wird der Wagemut heimisch, einer wächst am anderen. Menschen werden gestaltet, Männer gewogen und sind nicht zu erdrillen."

Weltanschauung bestimmt nicht nur das Ziel, auch die Methode: Grundhaltung der Methode: Lehrziel des ganzen Körpers, befohlene Bewegung und Haltung: Autorität - Rekrut, Selbstverzicht.

Feste Ordnung und freies Ueben: Kompromisse, Eigenrhythmus, Ordnung von aussen. [...]

Geländespiel: heroisches-kriegerisches Ideal, ernste sinnvolle Lebensbetätigung, Kampfcharakter, Wettkampf [...]. Leibesübungen - Mittel zu höherem Zwecke.

Lehrer: Anforderungen. Vom Wesen der Leibesübungen persönlich durchdrungen sein. Nicht technische Angelegenheit - Erziehungswerte lebendig machen - echte Leibeserziehung.

Verkleinern
Runderlass des Reichsinnenministeriums über die Aushändigung des Buches „Mein Kampf“ von Adolf Hitler bei Eheschließungen, 10. April 1936 und handgeschriebener Text der nationalsozialistischen zehn Gebote zur Gattenwahl
Runderlass des Reichsinnenministeriums über die Aushändigung des Buches „Mein Kampf“ von Adolf Hitler bei Eheschließungen, 10. April 1936 und handgeschriebener Text der nationalsozialistischen zehn Gebote zur Gattenwahl
Die Familiengründung hatte nach rassischen Gesichtspunkten zu erfolgen. Bei der Eheschließung wurde als eine Art neuer Bibel Hitlers "Mein Kampf" auf Kosten der Gemeinden, nicht etwa als Spende des "Führers", überreicht.
Verkleinern
Schreiben der SA-Brigade 48 (Marburg) an den Rektor der Philipps-Universität Marburg über Professoren, die den Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte nicht einhielten, 30. August 1935
Schreiben der SA-Brigade 48 (Marburg) an den Rektor der Philipps-Universität Marburg über Professoren, die den Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte nicht einhielten, 30. August 1935
Unmittelbar nach der "Machtergreifung" setzten in den hessischen Städten die Gewaltaktionen gegen Juden ein. Die NSDAP kontrollierte, wer den Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte nicht einhielt.
Verkleinern
Anzeigen in Zeitungen von sog. „Arisierungen“ jüdischer Geschäfte
Anzeigen in Zeitungen von sog. „Arisierungen“ jüdischer Geschäfte
Die jüdischen Geschäfte wurden "arisiert".
Verkleinern
Abschrift eines Berichtes eines 15-jährigen BDM-Mädchens über ihr Verhalten vor einem jüdischen Geschäft, 28. August 1935
Abschrift eines Berichtes eines 15-jährigen BDM-Mädchens über ihr Verhalten vor einem jüdischen Geschäft, 28. August 1935
Wie weit jugendlicher Fanatismus gehen konnte, zeigt dieser Bericht aus dem Jahre 1935.
Verkleinern
Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung über den Ausschluss der Juden von öffentlichen Schulen, 17. Dezember 1938
Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung über den Ausschluss der Juden von öffentlichen Schulen, 17. Dezember 1938
Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung über den Ausschluss der Juden von öffentlichen Schulen, 17. Dezember 1938
Ab 25. November 1938 war Juden der Besuch deutscher Schulen nicht mehr gestattet.
Verkleinern
Schreiben des Kreisschulamtes Marburg an den Regierungspräsidenten in Kassel über die Einstellung der  privaten jüdischen Volksschule in Marburg, 19. September 1938
Schreiben des Kreisschulamtes Marburg an den Regierungspräsidenten in Kassel über die Einstellung der privaten jüdischen Volksschule in Marburg, 19. September 1938

Das israelitische Kinderheim in Marburg mußte am 15. September 1938 seine mit dem Heim verbundene Volksschule einstellen.

Verkleinern
Bericht des Gendarmerieobermeisters Mai an den Kommandeur der Gendarmerie in Kassel über die Ausschreitungen in Kirchhain gegenüber jüdischem Besitz und über die Zerstörung der Synagoge, 9. November 1938
Bericht des Gendarmerieobermeisters Mai an den Kommandeur der Gendarmerie in Kassel über die Ausschreitungen in Kirchhain gegenüber jüdischem Besitz und über die Zerstörung der Synagoge, 9. November 1938
Die Zerstörung der Synagogen in fast allen hessischen Städten hatte zusätzliche Ausschreitungen gegen jüdische Einrichtungen zur Folge.
Verkleinern
Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben, 12. November 1938
Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben, 12. November 1938
Die "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" vom 12. November 1938.
Verkleinern
Rundschreiben der Geheimen Staatspolizei in Kassel an die Landräte, Staatspolizei-Außendienststelle Fulda, Polizeidirektor in Hanau, Oberbürgermeister in Marburg über die Deportation der Juden nach Theresienstadt, 25. August 1942
Rundschreiben der Geheimen Staatspolizei in Kassel an die Landräte, Staatspolizei-Außendienststelle Fulda, Polizeidirektor in Hanau, Oberbürgermeister in Marburg über die Deportation der Juden nach Theresienstadt, 25. August 1942
Der letzte Transport von Juden wurde am 25. August 1942 angeordnet. Selbst ein gelähmter Mann mußte zum Zug gebracht werden.
Verkleinern
Schreiben des Bürgermeisters von Kirchhain an den Landrat in Marburg über die Deportation des gelähmten Juden Israel Ludwig Abt aus Kirchhain, 1. September 1942
Schreiben des Bürgermeisters von Kirchhain an den Landrat in Marburg über die Deportation des gelähmten Juden Israel Ludwig Abt aus Kirchhain, 1. September 1942
Der letzte Transport von Juden wurde am 25. August 1942 angeordnet. Selbst ein gelähmter Mann mußte zum Zug gebracht werden.
Verkleinern
Auszug aus dem Ermittlungsverfahren beim Oberlandesgericht Frankfurt/M. gegen Dr. Heyde und andere wegen Kinder - „Euthanasie“ in der Landesheilanstalt Eichberg, 1960

Im nordhessischen Raum existierten einige Landesheilanstalten, die als Durchgangsstationen für die Landesheilanstalt in Hadamar dienten, in der kranke und behinderte Menschen systematisch getötet wurden.

Die Kinder-"Euthanasie"

Bereits 1939 beginnt die Erfassung von behinderten Kindern und ihre Tötung in den sogenannten "Kinderfachabteilungen". Die Landesheilanstalt Eichberg - für die Merxhäuser Patienten Zwischenstation nach Hadamar - verfügt über eine solche Abteilung.

Mit einem Transport erwachsener Patienten aus Merxhausen am 12. Juni 1941 kommt die 13jährige E. S. in die "Kinderfachabteilung" der Landesheilanstalt Eichberg. In einer Nachricht des Oberpräsidenten in Kassel an die Landesheilanstalt Merxhausen vom 27. Mai 1941 wird die Verlegung angekündigt: "Im Benehmen mit dem Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden bitte ich, das Kind E. S. [...] alsbald in die Kinderfachabteilung der Landesheilanstalt Eichberg zu verlegen. Die genannte Anstalt ist in Kenntnis gesetzt." Am 12. Juni 1941 teilt die Landesheilanstalt Merxhausen dem Direktor der Landesheilanstalt Eichberg mit, daß die "vorgenannte Kranke [...] mit dem heutigen Transport nach dort überführt" wird. Weitere Dokumente zu diesem Fall, die Aufschluß über das Schicksal dieses Kindes geben könnten, sind nicht vorhanden. Es existieren auch keine Unterlagen darüber, ob noch weitere Kinder aus Merxhausen oder Haina in die Landesheilanstalt Eichberg verlegt wurden.

Zu den Praktiken der "Kinderabteilung" liegt eine Aussage der ehemaligen Oberschwester vor: "Im übrigen wurden die vom Reichsausschuß bezeichneten Kinder getötet. Dies geschah in aller Regel dadurch, daß ihnen Dr. Schmidt eine Injektion von 5 oder 10 ccm Morphium gab. In einigen Fällen habe ich auch selbst die Einspritzung auf Weisung von Dr. Schmidt vorgenommen. In anderen Fällen wieder wurden den Kindern in Wasser aufgelöste Luminaltabeletten eingegeben. [...] Wenn ich nach Zahlen gefragt werde, so möchte ich schätzen, daß die Abteilung von April [1941] bis Kriegsende insgesamt 500 Kinder beherbergt hat. Hiervon mögen rund 200 getötet worden sein, ohne daß ich mich jedoch auf diese Zahl festlegen will. Ich selbst habe wohl in etwa 30-50 Fällen die erwähnten Einspritzungen vorgenommen."

[Die Zitate sind dem Prozeß beim Oberlandesgericht Frankfurt/M zum Ermittlungsverfahren gegen Dr. Heyde u.a. Ks 2/63 GStA, früher 17/59 GStA aus dem Jahre 1960 entnommen.]


Verkleinern
Rundschreiben des komm. Regierungspräsidenten an den Staatl. Polizeidirektor in Hanau, die Landräte, und die Oberbürgermeister in Fulda und Marburg über die Aufnahme von „Schutzhäftlingen“ in das Konzentrationslagers der Landesarbeitsanstalt Breitenau, 27
Rundschreiben des komm. Regierungspräsidenten an den Staatl. Polizeidirektor in Hanau, die Landräte, und die Oberbürgermeister in Fulda und Marburg über die Aufnahme von „Schutzhäftlingen“ in das Konzentrationslagers der Landesarbeitsanstalt Breitenau, 27

In der Landesarbeitsanstalt Breitenau wurde im Juni 1933 ein Konzentrationslager für "Schutzhäftlinge" eingerichtet.

 

 


Verkleinern
Auszug aus dem Rundschreiben des Polizeipräsidenten in Kassel an die Landräte, Oberbürgermeister in Fulda und Marburg, Polizeidirektor in Hanau über Entlassungen von „Schutzhäftlingen“ zu Weihnachten 1933, 8. Dezember 1933

Um dem Unmut der Bevölkerung zu begegnen, wurden zum Weihnachtsfest demonstrativ einige politische Häftlinge entlassen.


Entlassungen von "Schutzhäftlingen" zu Weihnachten 1933

Der Polizeipräsident Kassel, den 8. Dezember 1933
Staatspolizeistelle
6700d

Eilt sehr!

Wie durch die Presse bereits bekannt gworden ist, beabsichtigt der Herr Ministerpräsident aus Anlaß des Weihnachtsfestes und auf Grund des günstigen Wahlergebnisses eine großzügige Entlassung von Schutzhäftligen aus den Konzentrationslagern vorzunehmen. Die für die Entlassung vorgeschlagenen Schutzhäftlinge ersuche ich in einer Nachweisung nach (Muster folgt) namentlich aufzuführen und den Entlassungsvorschlag eingehend zu begründen. Ich ersuche gleichzeitig namentlich anzugeben, in welchen Lagern bzw. Polizeigefängnissen sich die Schutzhäftlinge aus dem dortigen Kreise befinden.

Als Gesichtspunkte für Entlassungen würden zu gelten haben:

Eine verhältnismässig geringer Anlass für die Verhängung der Schutzhaft, gute Führung während der Schutzhaft und die Gewähr, dass sich der Entlassene nicht wieder gegen den nationalsozialistischen Staat und seine Regierung betätigt. Vor allem sind Väter von mehreren Kindern zur Entlassung zu bringen, falls nicht schwerwiegende Gründe dagegenstehen. [...] Gleichwohl sollen nur solche Häftlinge zur Entlassung kommen, die als Verführte gelten können oder die eine innere Wandlung zu dem nationalsozialistischen Staatsgedanken erkennen lassen. Führende Persönlichkeiten sollen auch diesmal von der Entlassung ausgeschlossen sein.

Die Nachweisungen müssen unbedingt am 13. ds. Mts. hier vorliegen.

gez. von Pfeffer
Begl.:
Bremer
Pol. Obersekretär.

An
die Herren Landräte des Bezirks
die Herren Oberbürgermeister als
Ortspolizeibehörden in Fulda und Marburg
den Herrn Polizeidirektor in Hanau.

Verkleinern
Rundschreiben der Staatspolizeistelle Kassel an die Landräte, Oberbürgermeister in Fulda und Marburg, Staatspolizei-Aussenstelle in Hanau mit Hinweisen zum unauffälligen Öffnen der beschlagnahmten Briefpost, 22. September 1935
Rundschreiben der Staatspolizeistelle Kassel an die Landräte, Oberbürgermeister in Fulda und Marburg, Staatspolizei-Aussenstelle in Hanau mit Hinweisen zum unauffälligen Öffnen der beschlagnahmten Briefpost, 22. September 1935
Rundschreiben der Staatspolizeistelle Kassel an die Landräte, Oberbürgermeister in Fulda und Marburg, Staatspolizei-Aussenstelle in Hanau mit Hinweisen zum unauffälligen Öffnen der beschlagnahmten Briefpost, 22. September 1935
Die amtsinternen Ratschläge, wie man am unauffälligsten einen Brief öffnen kann, klingen makaber.
Verkleinern
Plakatanschlag der Polizeiverordnung über das Verbot der Benutzung von Fahrrädern für polnische Arbeiter, 2. Oktober 1940
Plakatanschlag der Polizeiverordnung über das Verbot der Benutzung von Fahrrädern für polnische Arbeiter, 2. Oktober 1940
Selbst das Benutzen von Fahrrädern war den polnischen "Fremdarbeitern" untersagt.
Verkleinern
Amtliches Gutachten des Betriebsarztes der „Dynamit-Actien-Gesellschaft“ in Allendorf über den Gesundheitszustand der polnischen Zwangsarbeiter, 3. Juli 1942
Bericht über den Gesundheitszustand polnischer Arbeiter aus dem Jahre 1942, die zwangsweise in der Fabrik der "Dynamit-Actien-Gesellschaft zu Allendorf" arbeiten mußten.

Ärztliches Gutachten über strafgefangene Lagerinsassen

Abschrift.

Herrn
Dr. von Hoermann
Dr. D/V. 3.7.1942

Gestern Abend meldeten sich bei den strafgefangenen Polen gut 2/3 der Lagerinsassen krank. Bei der Untersuchung musste ich feststellen, dass bei fast allen diesen Leuten es sich um schwerste Oedeme der Füsse bis teilweise hinauf zum Hüftgelenk handelte, die ausnahmslos als Hungerödem zu bezeichnen sind. 20 Strafgefangene mussten sofort ins Krankenrevier, und es ist wohl vor 10 - 14 Tagen nicht mit Arbeitsfähigkeit dieser Leute zu rechnen. Weitere 25 Mann habe ich zu leichter Arbeit bestimmt, obschon auch dieses nur in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um Strafgefangene handelt, zu verantworten ist. Zu Beginn dieser Woche ist einer der Strafgefangenen an diesem Hungerödem gestorben. Wenn die Ernährung dort nicht anders wird, so ist mit weiteren Todesfällen zu rechnen, abgesehen davon, dass in Kürze bei dieser Ernährung wohl kaum noch Strafgefangene da sein werden, die arbeitsfähig sind.

Mir ist bekannt, dass bei der Behandlung dieser Gefangenen jegliche Härte geboten ist, dass aber ausdrücklich angeordnet ist, die Verpflegung so gut wir nur möglich zu halten, um eben die Arbeitskraft der Gefangenen zu erhalten. Da die jetzigen Zuteilungen in keiner Weise ausreichen, bitte ich im Interesse der Erhaltung von Arbeitskräften für das Werk, die entsprechenden Stellen der D A F., des Wirtschaftsamtes usw. auf diesen Zustand hinzuweisen, u. für Abänderung zu sorgen. Die jetzt erkrankten Leute müssen ja auch weiterhin verpflegt werden, ohne dass eine Arbeitsleistung von ihnen erwartet werden kann, und ich halte es deshalb für ein Gebot der Vernunft, die Verpflegung von vornherein so zu halten, dass die Arbeitskraft erhalten bleibt, da sonst eine unproduktive Belastung entsteht.

Einige Tage nach der Einstellung der Strafgefangenen traten die oben genannten Erscheinungen zum 1.mal auf. Damals konnten wir durch Umstellung der Ernährung (vor allen Dingen weniger Flüssigkeit und kompaktere festere Kost und Weglassen jeglicher scharfer Gewürze) die Erkrankung bald beheben. Seit 10 Tagen ist aber in der Verpflegung wieder eine Verschlechterung eingetreten und als Folge davon erneutes Auftreten dieser schweren Oedeme. Ich halte es für richtig, wenigstens einige Male in der Woche den Gefangenen ihr Essen in getrennter Form und nicht als Suppe zu geben (z.B.: Kartoffeln mit oder ohne irgendeine Tunke und Gemüse beides für sich), jedenfalls das Essen flüssigkeitsarm zu halten.

gez. Dr. Derichs
Betriebsarzt
Verkleinern
Propagandaflugblatt der Engländer mit Aufruf zur Sabotage
Propagandaflugblatt der Engländer mit Aufruf zur Sabotage
Propagandaflugblatt der Engländer mit Aufruf zur Sabotage
Trotz aller Vorsicht der Luftabwehr gelang es englischen Flugzeugen, Propagandamaterial abzuwerfen.
Verkleinern
Bericht des Landrats in Marburg an die Geheime Staatspolizeistelle in Kassel über Flugblattabwurf der Engländer, 10. August 1940 und Vernehmungsprotokoll einer Zeugin eines Flugblattabwurfs in Schwarzenborn, 1. November 1940
Die Verhöre der Zeugen eines Abwurfs waren meist für die Behörden unergiebig.

Der Landrat Marburg, den 10. August 1940
des Kreises Marburg/L.

An die Geheime Staatspolizei-Staatspolizeistelle in Kassel.

Betrifft: Feindpropaganda durch Flugblattabwurf
Bezug: Verfügung vom 17.6.1940-B.II A 2241/40
Anlagen: -

Im Nachgang zu meinem heute vorgelegten Bericht teile ich mit, dass auch noch in den Gemeinden Niederwetter, Burgholz und Hatzbach Flugblätter mit der Bezeichnung "Politischer Volksdienst der Reichsleitung der NSDAP" Nr. 415 aufgefunden worden sind.

Auch in den Gemeinden sind Flugzeuge, Ballons udgl. nicht beobachtet worden.

Ferner ist im Laufe des heutigen Vormittags in Wollenberg Distrikt 66 eine große Ballonhülle mit dem beiliegenden Bündel Flugblätter "Amtliche Bekanntmachungen" Flugblatt Nr. 410 aufgefunden worden. Die Flugblätter werden anliegend überreicht.

Unterschrift



Vernehmung Schwarzenborn, den 1. Nov. 1940

der Ehefrau Anna Gombert, geb. Seibel, geb. 27.2.1913 in Reddehausen, wohnhaft in Schwarzenborn Dorfstrasse Nr. 8, gibt an:

Am Freitag, den 1.11.1940 etwa 7 1/2 Uhr hörte ich von Schöne-Aussicht her ein Motorengeräusch, welches Richtung Marburg verschwand. Dem Brummen nach war es ein feindlicher Flieger, denn das Geräusch klang heller als die deutschen Motore. Ich habe erst nichts gesagt, weil ich mich sonst wahrscheinlich bei meinen Angehörigen lächerlich gemacht hätte. Als dann der Landwirt Konrad Hebeler die Flugblätter brachte, teilte ich es meinen Leuten mit. Gesehen habe ich das Flugzeug nicht.

Die Flugblätter wurden nahe am Dorf Schwarzenborn in Richtung Schöne-Aussicht gefunden und müssen erst morgens abgeworfen sein, da sie nur betaut waren, denn in der Nacht vom 31.10 zum 1.11.40 hatte es stark geregnet.

v[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben]
Anna Gombert geb. Seibel
g[eschehen] w[ie] o[ben]
Bewend
Gend.Meister

Verkleinern
Zeitungsartikel mit Auszug aus der Rede von J. Goebbels im Berliner Sportpalast und Gelöbnis der Nation am 18. Februar 1943
Zeitungsartikel mit Auszug aus der Rede von J. Goebbels im Berliner Sportpalast und Gelöbnis der Nation am 18. Februar 1943
Ein ausführlicher Bericht über die Rede des Reichsministers Dr. Goebbels im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943 mußte in allen Zeitungen erscheinen. Das sogenannte "Gelöbnis der Nation" nahm einen zentralen Platz ein.
Verkleinern
Auszug aus einem Bericht einer Zeitzeugin über den Luftangriff am 22.Oktober 1943 auf Kassel, 17. April 1944

Ein Bericht vom Luftangriff auf Kassel am 22. Oktober 1943.


Frau Gretel S. berichtet über den Luftangriff vom 22. 10. 1943 auf Kassel
im Gasthof "Zur Pinne" befand sich ein Öffentlicher Schutzraum.

Kassel, den 17. 4. 1944.

Es erscheint Frau Gretel S., ehemals Kastenalsgasse 34, jetzt Kepplerstraße 17, geb. 22. 9. 1914 und erklärt:

Das war folgendermaßen, passen Sie auf. Während dem Alarm [...] da habe ich mich verführen lassen, zum ersten Mal in die "Pinne" zu gehen. Wenn ich bei uns geblieben wäre, dann wäre ja alles gut gewesen. Denn mein Mann hat als Hauswart 73 Mann gerettet. Ich bin nun mit der Oma und meinen Kindern, Irmgard und Brigitte, in die "Pinne" gelaufen. Frau Sch. aus unserem Haus war auch noch mit. Was in der "Pinne" los war, das kann ich gar nicht so gut erzählen, weil ich da ohnmächtig wurde, und wenn ich wieder aufgewacht bin, dann hat meine Tochter geschrien: "Mutti, ich ersticke," die lag unter lauter Toten da im Keller. Und ich hatte meine Jüngste als auf dem Arm, und das Kind hat noch bis 6 Uhr morgens gelebt. Um diese Zeit wurde ich ohnmächtig, dann bin ich wieder aufgewacht. Da lag das Kind vor meinen Füßen. Und ich wollte meine Nachbarin fragen, ob sie Streichhölzer hätte, da war die Frau schon tot und kalt. Und meine Kleine schrie immer noch, das war wohl gut. Aber weil ich kein Licht hatte, konnte ich sie nicht finden. Weil die Große immer geschrien hat, darum bin ich immer wieder aufgewacht und am Leben geblieben. Den Morgen gegen 7 oder halb 8 Uhr wurde angefangen mit ausgraben. Ich wurde da wach. Passen Sie auf, da wurde so ein Stückchen freigelegt: Ich rief: "Lieber Mann, helfen Sie mir doch, das Kind rauszuziehen." Ich konnte mich gar nicht stellen, weil die Toten alle vor meinen Füßen lagen. Da kamen zwei Soldaten rein. Und habe geschrien: "Lieber Mann, helfen Sie mir doch mal, das Kind rauszuziehen." Dann haben sie das große Kind rausgeholt und mich. Das Kleine war schon eisekalt. Dann wurde ich auch auf die Hessenkampfbahn gebracht. Und da bin ich aufgewacht und habe meine Große gesucht und habe meinen Mann in der Schule am Wall gefunden. Da habe ich dann geschrien: "Die Kinder, die Kinder." Und dann haben wir die Große auf der Hessenkampfbahn gefunden. Sie war verbunden am Auge und rechten Bein und hatte Phosphorverbrennungen, ich weiß nicht woher.

Sie lag dann 4 Wochen im Krankenhaus in Münden und ist Gottseidank wieder hergestellt. Die Kleine haben wir nach 3 Tagen dann gefunden vor der "Pinne" und einen Zettel drangehängt. Denn ich durfte das Kind nicht mit rausnehmen, weil es tot war.


Verkleinern
Amtliche Liste der Opfer des Luftangriffs am 22.Oktober 1943 auf Kassel, 4. April 1944 und
Schreiben des Oberbürgermeisters von Kassel an die NSDAP über die Anzahl der Opfer beim Luftangriff auf Kassel, 4. April 1944
Amtliche Liste der Opfer des Luftangriffs am 22.Oktober 1943 auf Kassel, 4. April 1944 und Schreiben des Oberbürgermeisters von Kassel an die NSDAP über die Anzahl der Opfer beim Luftangriff auf Kassel, 4. April 1944
Erste Seite der "Liste der Gefallenen" und die Nachricht des Oberbürgermeisters von Kassel über 6.496 Personen, die bei dem Luftangriff umgekommen waren.





Abschrift

Kassel, den 4. April 1944

-I-
An die NSDAP, Gau Kurhessen
Kreis Kassel-Stadt, Kreisstabsamt
Kassel

Betr.: Anfrage vom 22. März 1944 - betr. der bei dem Terrorangriff
am 22.10.1943 ums Leben gekommenen Personen

Nach Angaben des Bestattungsamtes sind bisher 6.496 V[olks]g[enossen] in Kassel un außerhalb beerdigt worden.

Über die Zahl der Vermißten kann z.Zt. keine endgültige Angabe gemnacht werden. Nach der Suchkartei werden noch 1.500 Vg. gesucht. Vermutlich lebt der größte Teil dieser vermißten Personen. Maßnahmen zur Bereinigung dieser Zahl durch Eintelfeststellungen sind Im Gange. Ich werde über das Ergebnis der Bereinigung zu gegebener Zeit berichten.

Der Oberbürgermeister
gez. Lahmeyer

Verkleinern
Fotografie von Kassel mit Kriegszerstörungen, um 1945
Fotografie von Kassel mit Kriegszerstörungen, um 1945
Kassel am Ende des Krieges.
Verkleinern
Proklamation Nr. 2 der Militärregierung Deutschland – Amerikanische Zone zur Gründung des Landes Hessen, 19. September 1945
Proklamation Nr. 2 der Militärregierung Deutschland – Amerikanische Zone zur Gründung des Landes Hessen, 19. September 1945
Proklamation Nr. 2 der Militärregierung Deutschland in der amerikanischen Besatzungszone.
Verkleinern